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Alltagsrassismus: Wie du ihn erkennst und vermeidest

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Internationaler Tag gegen Rassismus

So erkennst und bekämpfst du Alltagsrassismus.

„Ich bin nicht rassistisch!“ Wer sich so schon einmal rechtfertigen musste, der sollte vielleicht etwas Selbstreflexion betreiben. Denn in vielen Verhaltensweisen versteckt sich – oftmals unbewusst – Alltagsrassismus.

Inhaltsverzeichnis

Rassismus ist für viele Deutsche ein empfindliches Thema. Gerade Weiße Menschen, die noch nie von Diskriminierung betroffen waren, verschließen gerne die Augen davor und behandeln es als Tabuthema. Ihre Reaktion ist eine sofortige Abwehrhaltung. „Rassistisch? Ich?! Nein!“

Doch das ist falsch. Rassismus ist nicht nur tief in unserer Gesellschaftsstruktur und unseren Institutionen, sondern auch in den Köpfen vieler Menschen verankert. Die einzige Möglichkeit ihn zu bekämpfen, ist es, ihn zu thematisieren und über ihn zu sprechen.

Dabei ist der erste Schritt, sich zunächst einmal mit sich selbst und seinen eigenen Gedanken und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen. Denn wer in einer Gesellschaft groß wird, die von der Ideologie „White Supremacy“ geprägt ist, der hegt häufig auch unbewusst Vorurteile gegenüber People of Color (POC) und Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Vorurteile gilt es zu erkennen und dann zu beseitigen.

Mehr dazu erfahrt ihr hier: Rassismus: Liebes Deutschland, wir müssen reden

Ich selbst bin Weiß – daher spreche ich nicht aus Erfahrung. Doch ich möchte Informationen und hilfreiche Ressourcen von Schwarzen Autori*innen und Aktivist*innen nutzen, um euch zu erläutern, welche Verhaltensweisen in Wirklichkeit rassistisch geprägt und deshalb inakzeptabel sind.

Mikroaggressionen: Subtiler Rassismus

Offenkundig rassistisches Verhalten ist einfach zu erkennen. Beleidigungen, Beschimpfungen und direkte Angriffe gegen POC sind sofort als Diskriminierung auszumachen und werden von den meisten Menschen auch entsprechend bewertet.

Doch häufig versteckt sich Rassismus in viel unauffälligeren Verhaltensmustern. Bei diesem subtilen Alltagsrassismus spricht man von Mikroaggressionen. Der Begriff wurde 1970 vom US-Psychiater Dr. Chester Pierce geprägt, der damit Äußerungen beschreibt, mit denen Weiße Menschen POC abwerten und entwürdigen.

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Ein gutes Beispiel ist die Aussage: „Du sprichst aber gut Deutsch.“ Macht man dieses vermeintliche „Kompliment“ jemandem, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, dann spricht man ihm damit seine Zugehörigkeit aufgrund seiner äußeren Merkmale ab. Man impliziert, dass er oder sie nicht von vornherein in der Lage gewesen wäre, fließend Deutsch zu sprechen.

Mikroaggressionen können aber auch Aussagen wie „So Schwarz bist du ja gar nicht“ oder „Das warme Wetter bist du sicher gewohnt“ sein.

Diese Äußerungen sind nicht nur übergriffig, sie übermitteln POC oder Menschen mit Migrationshintergrund auch, dass man sie bewertet und in eine Schublade steckt. Als hätte die Hautfarbe eines Menschen damit zu tun, wie gut die Person mit warmem Klima umgehen könne.

„Wo kommst du her?“

Ähnlich steht es übrigens um die Frage: „Wo kommst du denn ursprünglich her?“ Auch damit wird die betroffene Person ausgegrenzt, optisch als „nicht zugehörig“ abgestempelt und gezwungen, sich zu rechtfertigen.

Was für Weiße Menschen harmlos erscheinen mag, kann bei POC Spuren hinterlassen. ‚Zeit‘-Redakteurin Vanessa Vu erklärte 2019 in einem Kommentar, wie sich wiederholte Fragen zu ihrer Herkunft – also Mikroaggressionen – auf sie auswirken:

Man kann sich das wie Nadelstiche vorstellen: Ein Pikser verletzt kaum, aber alle paar Tage gestochen zu werden, macht die Haut wund.

„Und niemand bringt Salbe. Niemand entschuldigt sich. Niemand fragt, was er oder sie für mich tun kann. Die Leute beschweren sich stattdessen über meinen Schmerz, etikettieren ihn als Diskursunfähigkeit und reden darüber, wie sie es gemeint haben.“

Dass die Auswirkungen von diesem „versteckten Rassismus“ nicht zu unterschätzen sind, belegen auch Expertenmeinungen. Viele Forscher und Psychologen, die sich mit dem Thema befasst haben, sind sogar der Meinung, dass Mikroaggressionen oftmals schwerwiegendere Folgen auf die mentale Gesundheit von Betroffenen haben, als unverhohlener Rassismus.

Mikroaggressionen sind übrigens nicht nur verbale Aussagen. Auch alltägliche non-verbale Verhaltensmuster können in Sachen Diskriminierung Bände sprechen. Wenn beispielsweise eine Weiße Frau die Straßenseite wechselt, weil ihr ein Schwarzer Mann entgegenkommt.

Solche Mikroentwürdigungen zeigen, welche Vorurteile Menschen in sich tragen. Ganz frei von Vorurteilen ist nämlich niemand von uns. Mikroaggressionen betreffen nicht nur Menschen, die wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft diskriminiert werden, sondern jede Art von marginalisierter Gruppe.

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„Das war nicht so gemeint!“

Wenn wir dafür sorgen wollen, dass diese Art des Alltagsrassismus in unserer Gesellschaft verschwindet, müssen wir ihn sofort ansprechen. Doch eine solche Konfrontation fällt häufig schwer, da sie für die anfangs erwähnte und nicht selten heftig ausfallende Abwehrreaktion sorgt.

Die allerwenigsten Menschen haben gerne das Gefühl, als diskriminierend oder rassistisch angesehen zu werden. Anstatt also offen für Kritik an ihrem Verhalten gegenüber POC zu sein, reagieren sie verletzt und wollen sich schnell rechtfertigen. Dann fallen häufig Sätze wie „Das war nicht so gemeint“ oder „Das war doch nur ein Scherz“.

Manchmal reagieren die Verursacher sogar mit Gegenvorwürfen und werfen den Betroffenen vor, „überempfindlich“ oder „zu sensibel“ zu sein. Einsicht oder eine aufrichtige Entschuldigung folgt an dieser Stelle so gut wie nie. Kein Wunder also, dass Alltagsrassismus so häufig unbenannt bleibt.

Auch lesen: Black Lives Matter: Wie du die Bewegung jetzt unterstützen kannst

So verlernst du deine Vorurteile

Solltest du dich in einer Situation wiederfinden, in der dir eine Person of Color oder ein Mensch mit Migrationshintergrund erklärt, deine Worte oder dein Verhalten seien rassistisch, feindselig oder verletzend, dann reagiere nicht unüberlegt. Befolge am besten diese drei Schritte:

1. Lass deine Abwehr fallen.
2. Höre deinem Gegenüber zu.
3. Bilde dich im Nachhinein weiter.


Die beste Möglichkeit, sich von Vorurteilen und dem damit einhergehenden Alltagsrassismus zu befreien, ist zuzuhören und dazuzulernen. Wenn POC ihre Gefühle, Gedanken und Erlebnisse teilen, dann höre ihnen unvoreingenommen zu. Es geht nicht um Mitleid, sondern um Verständnis und gegenseitigen Respekt.

Wer selbst nicht mit Diskriminierung zu kämpfen hat und Rassismus nie bewusst wahrgenommen hat, für den kann das alles erst einmal fremd und ganz weit weg scheinen. Deshalb hilft es, sich mit den Erfahrungen von POC in Deutschland und auch der Geschichte von Rassismus zu befassen, um das Thema greifbarer zu machen.

Lies Bücher wie „Was Weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen: aber wissen sollten„* von Alice Hasters oder „exit RACISM„* von Tupoka Ogette oder hör Podcasts wie „Momentum: A Race Forward„. Auch viele Dokumentationen, Filme und Serien können helfen, dir eine andere Sicht auf die Dinge zu verschaffen.

Tipp: Ein sehr gutes Glossar für diskriminierungssensible Sprache findet ihr auch hier bei Amnesty International.