An vielen Orten in Deutschland werden derzeit die Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus gelockert. Viele Menschen haben daher Sorge vor einer zweiten Ausbruchswelle.
Um rechtzeitig neue Infektionsherde zu erkennen, greifen Forscher nun zu ungewöhnlichen Mitteln: Ein Team aus 20 Abwasserfachleuten, Mikrobiologen und Virologen untersucht derzeit Proben aus Kläranlagen verschiedener Städte.
Das Coronavirus ist nämlich im Stuhl von infizierten Personen nachweisbar. Bruchstücke des Virus-Erbguts finden sich deshalb auch im Abwasser wieder. Ansteckend sind diese nach aktuellem Stand jedoch nicht.
Lese-Tipp: Enttarnt! Das sind die 5 größten Corona-Mythen
Corona-Frühwarnsystem in Kläranlagen?
Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig wollen ein Frühwarnsystem entwickeln, mit dem sie rechtzeitig vor neuen Corona-Hotspots warnen können. Auch die Folgen der aktuellen Lockerungen könnten sie damit dokumentieren.
Die Wissenschaftler glauben, dass sie mit täglichen Proben aus rund 900 Kläranlagen etwa 80 Prozent des Abwasserstroms erfassen können. Auf diese Weise ließe sich mit nur einem Test das Infektionsgeschehen einer ganzen Region überwachen. Auch die Dunkelziffer der Infizierten könnte dabei ans Licht kommen.
Niederländische Studie zeigt erste Erfolge
Eine niederländische Studie zeigt, dass das funktionieren könnte. Die Wissenschaftler hatten ab Februar 2020 regelmäßig Abwasserproben unter anderem am Flughafen Schiphol in Amsterdam genommen. Nur vier Tage, nachdem in den Niederlanden der erste Fall bekannt geworden war, konnten sie genetisches Material des Virus im Abwasser nachweisen.
Lese-Tipp: Coronavirus: Wie lange haften Viren an Oberflächen?
Bis das Frühwarnsystem zum Einsatz kommen kann, dauert es allerdings noch. Derzeit testen die Forscher noch verschiedene Methoden, um bereits kleinste Mengen des Coronavirus im Abwasser nachweisen zu können.
Quellen:
onmeda.de
KWR Water Research Institute