Seit mehr als zehn Jahren berichtet Investigativ-Reporter Günter Wallraff mit seinem Team über Missstände bei „Burger King“. Vor der Ausstrahlung der neuen „Team Wallraff“-Ausgabe, bei der der Fast-Food-Konzern wieder im Mittelpunkt steht, wehrt sich Burger King gegen die Vorwürfe mit einem Werbespot – kann sie aber nicht entkräften.
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Zuletzt zeigte „Team Wallraff“ bei RTL im Herbst 2022 verheerende Zustände in vier Filialen. Burger King sprach damals von Einzelfällen, versprach eine systematische Überprüfung aller deutschen Filialen und gelobte Besserung, doch die mangelhaften Zustände haben sich nicht geändert. Das zeigt die jüngste Episode von „Team Wallraff – Jetzt erst recht!“, die am Donnerstagabend auf RTL ausgestrahlt wurde. Abgelaufene Lebensmittel werden immer noch mit neuen Haltezeiten „haltbarer“ gemacht, vegane Burger-Patties mit Fleisch vermischt und Hygienestandards missachtet.
Hinzu kommen massive Verstöße gegen das Arbeitsrecht. Angestellten von Burger King, die häufig aus Osteuropa und Nordafrika stammen, werden in Hotels in der Nähe Standorte untergebracht. Die Hotelkosten (400 Euro für ein 15 Quadratmeter großes Zimmer für 1 – 3 Personen) werden direkt vom Lohn abgezogen. „Team Wallraff“ befürchtet, dass die Arbeitskräfte dadurch in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten.
RTL wollte den Werbespot nicht im Rahmen der Sendung zeigen
Noch vor der Ausstrahlung der Sendung ging der Fast-Food-Riese mit einem Werbespot in die Offensive. In dem Clip entdeckt eine Burger-King-Mitarbeiterin eine versteckte Kamera und sagt: „Du bist vom ‚Team Wallraff‘! Ich darf doch Du sagen, Du warst ja schon mal hier. Was ist diesmal? Sommerloch?“ Zu den Vorwürfen bezieht die fiktionale Servicekraft auch Stellung und räumt ein, dass im Hinblick auf die Größe des Unternehmens nicht immer alles perfekt laufen könne: „Aber wir sind offen für Kritik und arbeiten an uns.“ Auch der Kunde wird direkt angesprochen und um konstruktives Feedback gebeten. Denn, so heißt es gegen Ende des Videos: „King ist, wer an sich arbeitet.“
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RTL lehnte es ab, den Spot im Rahmen der neuen „Wallraff“-Doku zu zeigen. Zu sehen war der Clip stattdessen bereits um 12.50 Uhr in einem Werbeblock. Wie eine RTL-Sprecherin gegenüber dem Medienmagazin „DWDL.de“ betonte, habe diese Entscheidung auf einer „strikten Trennung von redaktionellen Inhalten und Werbung“ basiert. Dies wäre bei einer Ausstrahlung während der Sendung nicht gegeben, da sich der Werbespot „direkt auf die Recherchen beziehungsweise Inhalte von ‚Team Wallraff‘ bezieht“, erklärte die Sprecherin weiter.
Burger King verbreitete den Clip deshalb verstärkt über sozialen Medien. „RTL hat den Spot für heute Abend gecancelt, in dem wir unsere Sicht der Dinge zeigen wollten. Wir finden, ihr solltet ihn trotzdem sehen, denn eure Meinung ist uns wichtig“, heißt es unter dem Beitrag.