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Wir Eltern benutzen das Wörtchen Nein manchmal so oft, dass es neben „Mama“ und „Papa“ sogar zu Babys ersten Worten gehören kann. Das zu realisieren, ist nicht nur für uns Eltern erschreckend, es ist auch für die Kinder ungünstig. Denn durch die so häufige Verwendung verliert das „Nein“ für den Nachwuchs an Wert.
Je jünger Kinder sind, desto häufiger sagen Eltern in der Regel nein. Meistens, um den Nachwuchs zu schützen. Schließlich können kleine Kinder Situationen noch nicht richtig einschätzen und wir Eltern wollen sie (und die Umgebung) schützen.
Es muss doch aber besser gehen, als immer nur nein zu sagen? Vielleicht kann man das Wort „Nein“ sogar komplett aus der Erziehung streichen? Zugegeben, das ist ein sehr radikaler Ansatz und mag nicht jedermanns Sache sein. Aber es gibt ein paar einfache Tricks, mit denen wir Nein sagen können, ohne wirklich „Nein“ zu sagen!
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1. Positive Formulierungen
„Nicht auf dem Sofa hüpfen“, „Nicht das Essen werfen“, „Nicht durchs Haus rennen“ – die Liste all der Dinge, die Kinder nicht dürfen, ist ziemlich lang. Je nach Alter des Kindes wissen sie mit einem „nicht“ aber nur wenig anzufangen. Wenn wir ihnen sagen, was sie nicht dürfen, wissen sie, anders als wir Erwachsene, nicht automatisch, was sie stattdessen tun sollen.
Es ist also weitaus effektiver, wenn wir Verneinungen positiv formulieren. Statt „Nicht auf dem Sofa hüpfen“ könnte man also sagen: „Auf dem Sofa sitzen wir, draußen kann man hüpfen.“ So weiß das Kind trotzdem, was es nicht darf, hat aber auch direkt eine Vorstellung von dem, was es stattdessen tun kann. In diesem Fall entweder rausgehen oder sich hinsetzen.
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2. Zustimmen
Natürlich kann es nicht die Lösung sein, seinen Kindern einfach alles zu erlauben, nur weil man nicht nein sagen will. Es kann aber durchaus hilfreich sein, wenn man seinen Kindern in bestimmten Dingen zustimmt. Manchmal reicht es nämlich schon, wenn das Kind merkt, dass Mama und Papa es verstehen.
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Etwas zu verstehen heißt aber natürlich noch nicht, dass man auch einverstanden sein muss. Man kann die Erfüllung des Wunsches also trotzdem anschließend an Bedingungen knüpfen. Nur, dass das Kind diese vielleicht gar nicht mehr als solche wahrnimmt.
Wenn euer Kind also beispielsweise ein Eis essen möchte, könnt ihr euch darauf einigen, dass ein Eis jetzt wirklich lecker wäre. Darum müsst ihr schnell das Essen vorbereiten und gemeinsam verspeisen, damit ihr dann ein Eis essen könnt. Jetzt sitzt ihr im selben Boot.
Der Trick ist also, die Zustimmung zu betonen und die Bedingung nur zu erwähnen. Gleich danach könnt ihr euer Kind bitten, dabei zu helfen, den Tisch zu decken, damit man schneller zum Nachtisch kommt. So kann euer Kind die Erfüllung seines Wunsches sogar beschleunigen.
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3. Angebote
Bleiben wir bei der Situation, dass es gleich Essen geben soll, euer Kind aber Lust auf etwas Süßes hat. Es gibt einen Weg, seinen Heißhunger auf nach dem Essen zu verschieben: Erhöht dafür das Gebot. Sagt zum Beispiel so etwas wie: „Du darfst jetzt ein M&M haben oder vier nach dem Essen.“
Für euer Kind wird das sehr verlockend sein. Denn ein M&M, Gummibärchen, Smartie oder welche Süßigkeit auch immer euer Kind mag, wird ihm viel zu wenig erscheinen, wenn es hört, dass es auch viel mehr haben kann.
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Die meisten Kinder werden sich für das höhere Gebot entscheiden und warten. So habt ihr geschafft, dass es keine Süßigkeiten vor dem Essen gibt – ohne dass ihr es aussprechen musstet.
Damit dieser Plan funktioniert, ist es nur wichtig, darauf zu achten, dass es sich um kleine Süßigkeiten handelt. Denn in den seltenen Fällen, in denen sich euer Kind für die erste Option entscheidet, bekommt es dann nämlich genau ein M&M vor dem Essen. Dem Appetit dürfte dies nicht schaden.
Wenn es nach dem Essen aber noch einmal nach etwas Süßem fragt, solltet ihr konsequent sein und auf eure Vereinbarung hinweisen. An dieser Stelle muss es unter Umständen dann doch ein „Nein“ sein.
4. Optionen
Bleiben wir weiter bei dem Beispiel Nachtisch: Wenn ihr bereits wisst, dass euer Kind euch nach Eis oder etwas Süßem fragen wird, ihr aber nicht möchtet, dass es jeden Tag Süßes isst, dann könnt ihr im Vorfeld zwei andere Optionen vorbereiten. Diese Optionen sollten für euer Kind allerdings vergleichbar oder wenigstens ähnlich ansprechend sein.
Ihr könntet euer Kind also bereits beim Einkaufen fragen: „Sollen wir zum Nachtisch eine Mango schneiden oder Himbeeren mit Joghurt essen?“ So vermeidet ihr, dass euer Kind euch eine Ja-Nein-Frage zu Süßigkeiten als Nachtisch stellen kann, indem ihr eurem Kind eine Entweder-Oder-Frage stellt. Ihr müsst also nicht Nein sagen, euer Kind hat aber trotzdem leckere Optionen und das Gefühl, dass es seinen Nachtisch selbst bestimmt hat.
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5. Auslagern
Nein, nein, keine Angst. Ihr wälzt das Nein-Sagen nicht auf andere ab. Aber ihr könnt euch gewisse Regeln oder auch Autoritäten zunutze machen. Wenn ihr etwas nicht erlauben möchtet, weil ihr glaubt, dass es eurem Kind schaden könnte, dann könnt ihr beispielsweise sagen, dass ihr euch unsicher seid, ob das so gesund ist. Dann verweist ihr auf den Arzt oder die Ärztin und sagt eurem Kind, dass es euch beim nächsten Arztbesuch daran erinnern soll zu fragen. Schon seid ihr nicht mehr die Person, die etwas verbietet, sondern ihr habt die Entscheidung vermeintlich ausgelagert.
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Kinder neigen glücklicherweise dazu, sich bei Autoritätspersonen von ihrer besten Seite zu zeigen. Das kann der oder die Ärzt*in, Lehrer*in, ein älteres Kind oder sogar ein Schild sein, auf dem steht, dass man etwas nicht darf.
Wichtig ist bloß, dass euer Kind diese Meinung als Gesetz oder zumindest als erstrebenswert betrachtet. Wenn der ältere Cousin, zu dem euer Kind aufsieht, zum Beispiel seinen Brokkoli isst, dann kann das schon als Grund ausreichen, damit euer Kind auch seinen Brokkoli isst.
Wichtiger Hinweis zum Schluss: Die Informationen und Tipps in diesem Artikel sind lediglich Anregungen. Jedes Kind ist anders und reagiert auf seine eigene Art und Weise. Es ist deshalb wichtig, dass du auf dein Kind eingehst und so herausfindest, welcher Weg der beste für euch ist.