Inhaltsverzeichnis
- 1. Mütter wollen ihre postnatale Depression nicht wahrhaben.
- 2. Die Gesellschaft verharmlost eine Depression, schließlich ist Elternsein immer anstrengend
- 3. Mütter mit einer Depression fürchten, dass ihnen das Kind weggenommen werden könnte
- 4. Betroffene Mütter schämen sich
- 5. Die Meinung der anderen spielt eine große Rolle
- 6. Eine postnatale Depression ist keine ’schöne‘ Krankheit
- 7. Betroffene fühlen sich allein
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Die Geburt eines Kindes ist ein freudiges Erlebnis, dem die werdenden Eltern neun Monate entgegen fiebern. Voller Liebe und reich an Glücksgefühlen startet für viele Eltern eine aufregende und schöne Zeit. Doch nicht für alle. Denn es gibt Frauen, die leiden nach der Geburt ihres Kindes unter einer postnatalen (postpartalen) Depression, auch Wochenbettdepression genannt.
Frauen, die darunter leiden, fühlen sich antriebslos, schwach und haben gemischte Gefühle ihrem Baby gegenüber. Da, wo sie unendliche Freude und Glück empfinden sollten, ist eine Leere, die sie sich selbst nicht erklären können. Doch statt offen darüber zu sprechen und somit auch Gleichgesinnte zu finden und sich mit ihnen auszutauschen, schweigen viele Frauen.
Dabei ist es wichtig, dass Betroffene offen und ehrlich sind. Zum einen für ihre eigene Psyche, aber auch, um anderen betroffenen Müttern zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Wir haben nachgeforscht, was eigentlich die Gründe für das Schweigen sind.
1. Mütter wollen ihre postnatale Depression nicht wahrhaben.
Depressiv sein oder an einer Depression leiden, ist in unserer Gesellschaft verpönt. Eine Depression wird als Schwäche einer Person wahrgenommen, aber von vielen nicht als die Krankheit, die sie ist. Deshalb wollen es auch junge Mütter nicht wahrhaben, dass sie, obwohl sie keiner Risiko-Gruppe angehören, tatsächlich unter einer postnatalen Depression leiden könnten.
Viele Mütter setzen sich unter Druck und streben danach, eine ‚perfekte‘ Mama zu sein. Dabei ist jede Mutter die perfekte Mutter, so lange sie für ihr Kind da ist. Und das bedeutet auch, dass Mama sich eingestehen darf und offen darüber sprechen kann, dass sie an einer Wochenbettdepression leidet. Denn es ist das Beste für sie und das Kind, wenn sie sich Hilfe sucht.
2. Die Gesellschaft verharmlost eine Depression, schließlich ist Elternsein immer anstrengend
Ein Neugeborenes bringt für Eltern immer viele Anstrengungen und Veränderungen mit sich. Sehr viel weniger Schlaf, ein weinendes Baby und Probleme beim Stillen sind Dinge, die fast alle Mamas am Anfang kennenlernen und die viele Mamas als besonders anstrengend und nervenzehrend empfinden. Oft neigen wir in unserer Gesellschaft deshalb zur Verharmlosung und sagen auch zu einer Mama, die mehr als nur übernächtigt ist und tatsächlich unter einer Depression leidet, dass das eben zum Muttersein dazugehört.
Aber das tut es nicht. Eine Depression ist eine Krankheit, die genau wie jede andere Krankheit behandelt werden muss, damit die betroffene Person geheilt werden kann. Heilung muss nicht zwangsläufig durch die Psychotherapie erfolgen. Frauen, die an einer leichten postnatalen Depression leiden, benötigen emotionalen Beistand oder praktische Hilfe im Alltag. Verläuft die Depression schwerer, sollten Frauen medizinische oder psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
3. Mütter mit einer Depression fürchten, dass ihnen das Kind weggenommen werden könnte
Mamas, die unter einer postnatalen Depression leiden, haben starke Schuldgefühle. Sie fühlen sich schuldig ihrem Kind gegenüber, weil sie glauben, sich nicht genug für es zu interessieren und sich deshalb auch nicht genug um es zu kümmern. Weil sie selbst der Meinung sind, sich nicht ausreichend oder in genügendem Maß um ihr Kind zu kümmern, glauben sie, dass auch andere Menschen das denken könnten, sollten sie über ihre Depression sprechen. Sie fürchten deshalb, dass Ärzte oder Behörden ihnen ihr Kind wegnehmen könnten und schweigen über ihre Gefühle, Ängste und Sorgen und somit auch über ihre Erkrankung.
4. Betroffene Mütter schämen sich
Die Ansprüche, die die Gesellschaft an Mütter stellt, sind immens hoch und führen dazu, dass betroffene Mütter das Gefühl haben, sie hätten etwas falsch gemacht. Frauen mit einer postnatalen Depression geben sich selbst die Schuld daran, erkrankt zu sein. Sie glauben, dass sie etwas falsch gemacht haben und schämen sich deshalb dafür.
Doch die Mutter wählt nicht die Krankheit, sondern die Krankheit die Mutter. Niemand sollte sich dafür schämen müssen.
5. Die Meinung der anderen spielt eine große Rolle
Wir alle geben gerne vor, dass uns die Meinung anderer nicht wichtig ist, doch gleichzeitig wissen wir alle, wie sehr sie uns beschäftigen kann. Müttern geht es genauso. Eine (postnatale) Depression ist eine psychische Störung. Wer also zugibt, darunter zu leiden, gibt zu, dass er keine gesunde Psyche hat. Die Befürchtungen von Betroffenen sind groß, dass sich das negativ auf die Familie, den Freundeskreis und die Arbeit auswirken könnte.
6. Eine postnatale Depression ist keine ’schöne‘ Krankheit
Keine Krankheit ist schön im Sinne von willkommen. Doch es gibt eben Krankheiten, die sind gesellschaftlich akzeptierter und rufen bei Menschen den Wunsch hervor, betroffenen Personen zu helfen. Mit Depressionen, auch einer postnatalen Depression, ist das anders. Oft wissen Menschen, die zum ersten Mal mit einer Person in Kontakt kommen, die depressiv ist, nicht mit ihr umzugehen. Dabei ist gerade der Kontakt zu anderen Menschen, die aufmerksam sind und helfen, besonders wichtig.
7. Betroffene fühlen sich allein
Weil kaum eine Frau offen über ihre postnatale Depression spricht, kann man den Eindruck bekommen, dass so etwas sehr selten vorkommt. Tatsächlich aber sind viel mehr Frauen betroffen als man denkt. Bei etwa 20 Prozent aller frischgebackenen Mütter treten Symptome wie Reizbarkeit, Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Müdigkeit schon wenige Wochen nach der Geburt auf. Eine postnatale Depression tritt in der Regel in den zwei Jahren nach der Geburt auf, kann aber durch sozialen Rückhalt aufgefangen werden.
Und genau deshalb sollten viel mehr Frauen darüber sprechen, wenn sie davon betroffen sind. Um sich selbst zu helfen und um anderen zu zeigen, dass es völlig legitim ist, um Hilfe zu bitten.
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