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Schreibaby: Ursachen der Schreiattacken und Tipps, die helfen

Nahaufnahme eines weinenden Neugeborenen. Die Eltern sind angeschnitten zu erkennen.
© AdobeStock/ NELLY SENKO

Tipps, wenn das Baby übermäßig viel weint und schreit

Dein Baby weint oft und ist kaum zu beruhigen? Diese Dinge können helfen.

Ein Schreibaby zu haben, ist für Eltern kein Zuckerschlecken. Wir erklären, was hinter dem ständigen Weinen stecken kann und was hilft, damit sich euer Kind beruhigt.

Inhaltsverzeichnis

Alle Säuglinge weinen oder schreien. Denn es ist ihre Art, sich der Welt mitzuteilen. Einen anderen Weg, den Eltern zu vermitteln, dass sie Hunger haben, frieren oder der Bauch zwickt, gibt es nicht für sie. Deshalb erscheint es auch nicht ungewöhnlich, dass die Schreiattacken in den ersten Lebenswochen nach der Geburt kontinuierlich zunehmen.

Die ersten 10 bis 12 Lebenswochen sind deshalb nicht nur anstrengend für das Baby selbst, sondern vor allem auch für seine Eltern. Denn sein Kind weinen oder regelrecht schreien zu sehen, scheinbar ohne wirklich etwas dagegen tun zu können, raubt selbst den stärksten Eltern auf Dauer die Kraft.

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Wie viel Weinen bei einem Baby normal ist und wann man von einem ‚Schreibaby‘ spricht, wollen wir genauer erklären. Außerdem haben wir jede Menge Tipps, die Eltern und Baby helfen können, die großen Schreiattacken auf ein Minimum zu reduzieren.

Was ist ein Schreibaby?

Eine genaue Definition für ‚Schreibaby‘ gibt es nicht. Fachleute haben allerdings die sogenannte Dreier-Regel definiert, die beschreibt, wann das Schreien eines Babys als übermäßig viel angesehen wird.

Die Regel lautet: Babys, die mehr als dreimal in der Woche länger als drei Stunden schreien und das über mehr als drei Wochen hinweg, bezeichnet man als Schreibabys.

Maßgebend sollte aber das Gefühl der Eltern sein, wenn es darum geht, wann das Schreien zu viel wird. Schreit das Kind mehr als es die Eltern ertragen, wird die Situation problematisch und verlangt nach einer Veränderung.

Was sind die Ursachen für das übermäßige Weinen?

​Das Phänomen Schreibaby kann sowohl bei Erstkindern als auch bei Geschwisterkindern auftreten. Es gibt zwar Risikofaktoren, wie eine schwere Schwangerschaft oder postpartale Depressionen, dennoch kann auch nach einer durchgehend positiven Schwangerschaft ein Schreibaby vorkommen.

In der Regel nimmt das Schreiverhalten von Kindern mit drei bis vier Monaten ab. Es kommt jedoch vor, dass auch Kinder bis zum sechsten Monat viel und häufig weinen.

Das Schreien eines Säuglings ist jedoch keine gewollte Handlung, sondern ein Reflex. Deshalb schreien und weinen alle Babys, weil sie ihre Bedürfnisse befriedigt sehen wollen. Zu komplexeren Gedankengängen ist das Kleine noch nicht fähig. Deshalb kann man ein Baby auch nicht verwöhnen, wenn man sofort auf sein Schreien reagiert.

Gut zu wissen: Erst im Verlauf des zweiten Lebensjahres können Kinder das Schreien bewusst einsetzen, um Druck zu erzeugen.

Der Unterschied von ’normal‘ weinenden Babys zu Schreibabys ist, dass letztere besondere Schwierigkeiten haben, sich angemessen zu regulieren – Mediziner*innen sprechen auch von einer Regulationsstörung. Kein Baby kann sich wirklich selbst beruhigen bzw. regulieren, jedoch reagieren die meisten Säuglinge auf die Versuche der Eltern, sie zu beruhigen. Nicht so ein Schreibaby.

Was möchte mein Schreibaby mir mitteilen?

Schrei-, Schlaf- und oder Essensstörungen betreffen in etwa jedes vierte bis fünfte Kind. Diese Formen der Regulationsstörungen können Folge einer Krankheit oder Entwicklungsstörung sein. Der häufigste Grund jedoch ist, dass die Bedürfnisse des Kindes mit dem Verhalten der Eltern nicht übereinkommen.

Babys, die als Schreibabys gelten, können sich nicht alleine beruhigen. Sie sind, im Vergleich zu ihren ruhigeren Altersgenossen, besonders sensibel und reagieren stark auf Reize und Veränderungen. Aber weil sie so besonders feine Antennen haben für alles, was um sie herum geschieht, fällt es ihnen auch besonders schwer, abzuschalten. Deshalb benötigen Schreibabys um so mehr Hilfe von den Eltern.

Wenn auch die nicht mehr weiter wissen, sollten sie sich professionelle Hilfe holen, beispielsweise bei der Hebamme, dem oder der Kinderärzt*in oder einer Schreiambulanz. Einrichtungen wie diese gibt es in jeder Stadt, angegliedert an Kinderkliniken, bei niedergelassenen Psychotherapeut*innen oder in städtischen Beratungsstellen.

Keiner hat Schuld daran, dass ein Baby mehr schreit als ein anderes. Das sollte jedem klar sein. Jedoch müssen Eltern, die ein Baby zu Hause haben, das besonders viel schreit, noch ein bisschen mehr für die Kommunikation zum Baby tun.

Schreibabys beruhigen: Die wichtigsten Tipps

1. Grundbedürfnisse befriedigen

Wenn das Kind schreit, könnte es einen einfachen Grund haben: Es hat Hunger oder Durst. Manche Eltern unterschätzen das Hungergefühl kleiner Babys und kommen gar nicht auf die Idee, dieses einfache Bedürfnis zu befriedigen, weil es doch „gerade erst Milch getrunken“ hat.

Doch Babys verdauen die Nahrung sehr schnell; zudem kann es sein, dass sie beispielsweise beim Stillen nicht lange genug getrunken haben, um an die später fließende, fetthaltigere Milch zu gelangen. Biete deinem schreienden Baby ruhig einmal mehr als weniger zu essen und zu trinken an.

Hat das Kind ausreichend Schlaf bekommen? Schreibabys schlafen im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern oft viel weniger, aus dem einfachen Grund, dass sie alleine nicht zur Ruhe kommen.

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Eltern von Babys, die besonders viel schreien, sollten vermehrt darauf achten, dass ihr Kind ausreichend schläft. Ein routinierter Tagesablauf ist dabei hilfreich, genauso wie Ruhe und Gelassenheit. Auch ein Schlaflied, dass die Eltern immer zur Schlafenszeit singen, kann dem Kind helfen.

Lesetipp: Völlig übermüdet? So bringst du dein Kind zum Schlafen

Wer selbst Hilfe dabei braucht, besser lesen zu können, wann sein Kind müde ist, der sollte sich an eine erfahrene Hebamme, den/ die Kinderärzt*in oder auch die Schreiambulanz wenden. Scham ist hier völlig fehl am Platz.

Babys brauchen Liebe und Zuwendung genauso wie Essen und die Luft zum Atmen. Hochnehmen, herumtragen, sanft wiegen, streicheln oder leicht massieren – Körperkontakt mit Mama und Papa tut nicht nur dem Schreibaby gut und beruhigt.

2. Ruhe vermitteln

Ein schreiendes Kind ist eine große Belastung für die Eltern. Vater und Mutter reagieren gestresst, haben nicht die Nerven, auf das Kind einzugehen. Das Schreibaby spürt das und schreit noch mehr. Durchbrich diesen Teufelskreis! Erwarte nicht von deinem kleinen Baby, dass es Ruhe gibt, sondern bring selbst Ruhe ins Familienleben:

Wer spürt, dass er wütend oder aggressiv wird, weil das Baby sich einfach nicht beruhigen lässt, sollte selbst erst einmal zur Ruhe kommen.

Deshalb gilt bei aufsteigender Wut: Baby an einem sicheren Ort ablegen und selbst tief durchatmen. Die Unruhe von Mama oder Papa, die verzweifelt versuchen, das Baby zu beruhigen, überträgt sich.

Erst, wenn man sich selbst im Griff hat, kann man auch dem Baby helfen. Wer das Schreien nur schwer ertragen kann, der kann auch Ohrenstöpsel nutzen, um wenigstens die Lautstärke zu regulieren. Dein Baby beruhigst du, wenn du:

  • Selbst Ruhe bewahrst: Schenke ihm deine volle Aufmerksamkeit. Zeige ihm Stärke, Sicherheit und Geborgenheit und gib ihm das Gefühl, dass es in der neuen Welt keine Angst zu haben braucht.
  • Für Routine sorgst: So merkt dein Säugling, dass es in der Welt, die ihm als einziges Chaos erscheint, Regelmäßigkeiten und Sicherheiten gibt.
  • Geräuschquellen wie Radio und Fernsehen vom Baby fernhältst: Das sensible Kindergehör ist schnell überlastet.
  • Nicht versuchst, dein Kind durch wildes Hüpfen oder Geräuschquellen wie einen Föhn zu beruhigen: Das wirkt kontraproduktiv. Alle ein- bis eineinhalb Stunden sollte der Säugling zur Ruhe kommen.
  • Vor dem Einschlafen für eine ruhige Atmosphäre durch sanfte Musik, ein abgedunkeltes Zimmer und sachtes Wiegen sorgst. Viele Babys lieben es, wenn Mama oder Papa ihnen dabei leise vorsingt oder -summt.

3. Körperliche Ursachen ausschließen

Bei manchen Babys sind Krankheiten oder Fehlentwicklungen der Grund für das Schreien. Verdauungsstörungen, Koliken oder Steuerungsstörungen wie der Schiefhals können Ursachen sein.

Früher nahm man an, dass Schreikinder unter den sogenannten Dreimonatskoliken leiden und deshalb vermehrt schreien. Jedoch wissen Ärzt*innen heute, dass die Koliken oft Ursache des vermehrten Schreiens sind. Babys, die viel schreien, schlucken viel Luft.

Lässt sich dein Baby weder durch Essen, Schlafen, noch durch Zuwendung beruhigen, solltest du bei deinem Kinderarzt oder deiner Kinderärztin körperliche Ursachen ausschließen lassen.

Vielleicht ist tatsächlich eine Mittelohrentzündung oder eine andere Krankheit Schuld am Schreien. Vielleicht ist es auch eine Lebensmittelunverträglichkeit. Dein*e Ärzt*in wird die entsprechenden Untersuchungen vornehmen und dir darüber gewissenhaft Auskunft geben können.

4. Hilfe holen

Dein Baby kann nur entspannen, wenn du es tust. Dass dies nicht möglich ist, wenn das Kind Tag und Nacht schreit, ist nur natürlich und verständlich. Lass dir also helfen! Scheue dich nicht, Bekannte und Verwandte, denen du vertraust, um Hilfe zu bitten, und sei es nur mal eine Stunde, in der jemand auf das Baby aufpasst, sodass du dich hinlegen kannst.

Gestresste Eltern können und sollten sich auch an professionelle Beratungsstellen wie beispielsweise die Schreiambulanz wenden. Einrichtungen wie diese sind extra dafür geschaffen worden, Eltern mit Scheibabys zu unterstützen. Mitarbeitende haben viel Erfahrung mit Eltern wie mit Kindern, die unter dem Schreiverhalten leiden.

Weitere Informationen zum Thema Schreibaby findet ihr auf dem Informationsportal des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BvKJ).