Veröffentlicht inGesundheit, Mein Leben

Essstörungen: Diese Sätze solltet ihr niemals zu Betroffenen sagen!

Frau steht mit Maßband vor Spiegel
© Adobe Stock

Diese Sätze solltet ihr niemals zu Essgestörten sagen

Menschen mit Essstörungen können sensibler auf einige Sätze reagieren als andere - wir sagen euch, welche Sachen ihr lieber vermeiden solltet und was ihr stattdessen sagen könnt.

Menschen mit Essstörungen reagieren in manchen Situationen besonders sensibel: Wir sagen euch, welche Sätze triggern können und⁣ wie ihr stattdessen helfen könnt.

Inhaltsverzeichnis

Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um Essstörungen. Bei manchen Menschen kann dieses Thema negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.

Essstörungen sind eine große Belastung: Sowohl für die Betroffenen selbst als auch für Familie, Freunde & Co. Oftmals wissen nahestehende Personen nicht, wie sie reagieren sollen und haben Angst, etwas Falsches zu sagen.

Um triggernde Worte oder Verhaltensweisen zu vermeiden, haben wir ein paar Dinge für euch gesammelt, die ihr in Gegenwart einer essgestörten Person lieber nicht erwähnen solltet. Gleichzeitig zeigen wir euch, womit ihr Betroffene wirklich unterstützen könnt.

Welche Essstörungen gibt es?

Essstörungen zählen zu den häufigsten chronischen psychischen Störungen im Erwachsenenalter – in den meisten Fällen entstehen sie jedoch schon in der Jugend bzw. im jungen Erwachsenenalter.

Generell wird zwischen drei Hauptformen unterschieden:

  • Die Anorexie (Magersucht)
  • Die Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
  • Die Binge-Eating-Störung (regelmäßige Essanfälle)

Häufig kommt es bei Betroffenen zu Mischformen: So kann es beispielsweise vorkommen, dass jemand mit Anorexie sich gleichzeitig übergibt. Zudem können sich Essstörungen in vielen Dingen äußern – daher finden sich unter den drei bekanntesten Essstörungen viele Unterformen wieder.

So gibt es beispielsweise auch die atypische Anorexie, wo Betroffene ein vermeintlich „normales“ Gewicht haben, aber dennoch hungern und zu wenig Kalorien zu sich nehmen.

Wie äußert sich eine Essstörung?

Je nachdem, welche Essstörung die betroffene Person hat, kann sich die Krankheit durch unterschiedliche Symptome äußern. Dazu kommt, dass jede*r Erkrankte*r einen ganz individuellen Verlauf der Essstörung hat.

Einige Merkmale kommen jedoch recht häufig vor und sind typisch für ein essgestörtes Verhalten:

  • Hungern und das Vermeiden von bestimmten Nahrungsmitteln, sowie restriktives Essverhalten
  • Heißhungeranfälle
  • Übermäßige sportliche Aktivität
  • Kontrollverhalten (bspw. wiegen, abmessen)
  • Verstecken von Nahrungsmitteln
  • Erbrechen
  • Soziale Isolation / Rückzug
  • Vermeidung von Essen in der Öffentlichkeit

Nicht alle Essgestörten verhalten sich wie in den oben genannten Punkten: Da sich jede Essstörung anders äußert, können auch die Merkmale oder Symptome abweichen.

Passend zum Thema: Bulimie – 5 Fakten über die verbreitete Essstörung

Diese Sätze sollte man als Angehörige*r vermeiden

Das Leben mit einer Essstörung ist für Betroffene sowieso schon schwer genug und kann zu vielen unangenehmen Situationen führen. Auch Angehörige leiden oft unter der Erkrankung mit, da sie sich hilflos und machtlos fühlen.

Da Essgestörte meist sehr empfindlich und sensibel auf Kommentare oder Äußerungen reagieren können, ist es ratsam, darauf zu achten, was man als Angehörige*r sagt. Sätze wie diese sind ziemlich kontraproduktiv:

  • „Schön, dass du wieder isst.“
  • „Du siehst aber gut aus.“
  • „Da hat aber jemand Hunger.“
  • „Hast du nicht erst vor einer Stunde etwas gegessen?“
  • „Schön, dass du wieder gesund bist!“
  • „Du siehst gar nicht so aus, als hättest du eine Essstörung.“
  • „Ich wünschte, ich wäre so diszipliniert / dünn wie du.“
  • „Iss doch einfach wieder normal.“

Sätze wie diese können Essgestörte extrem triggern und in ihrer Genesung ein großes Stück zurückwerfen. Besonders Sätze, die den Betroffenen signalisieren, dass sie gesund aussehen, können mehr Schaden anrichten als man denkt.

Denn Essstörungen sind eine psychische Erkrankung, die sich lediglich in Form des Essverhaltens äußert. Auch wenn viele der oben genannten Sätze lieb gemeint sind und keine böse Absicht dahinter steckt, sollte man lieber darauf verzichten.

Auch lesen: Skinny Shaming ist Body Shaming – und genauso wenig ok

Das können Angehörige stattdessen tun

Im Falle des Verdachts auf eine Essstörung, ist es wichtig, die betroffene Person nicht zu überfordern und ihr mit Mitgefühl und Empathie zu begegnen. Die BzgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) hat ein paar Leitlinien für Angehörige von Essgestörten gesammelt, die dabei helfen können, die betroffene Person bei ihrem Weg raus aus der Krankheit zu unterstützen:

  • Offenheit und Verständnis im Gespräch
  • Keine Vorwürfe oder Anschuldigungen äußern: Lieber aus der Ich-Perspektive schildern, wieso man sich Sorgen macht
  • Hilfe anbieten, aber nicht unter Druck setzen
  • Betroffene bei der Suche nach Informationen, Therapie-Plätzen oder ähnlichem unterstützen
  • Auch kleine Erfolge zur Kenntnis nehmen
  • Auf positive Dinge im Leben hinweisen, die nichts mit der Essstörung zu tun haben

Da die Essstörung die Gedanken- und Gefühlswelt der betroffenen Person beherrscht, ist es wichtig, mit viel Vorsicht an die Dinge heranzugehen. Angehörige sollten daher verstehen, dass Essgestörte meist selbst mit der Situation überfordert sind – Wutausbrüche und launisches Verhalten sind in vielen Fällen der Essstörung geschuldet.

Falls man sich dennoch unsicher ist, wie man auf Betroffene reagieren soll, ist es immer ratsam, das Gespräch mit der essgestörten Person zu suchen. Viele nehmen die Hilfe dankend an, auch wenn es im ersten Moment nicht so scheint.

Wichtig: Sollte die betroffene Person in einem lebensgefährlichen Zustand sein oder Suizidgedanken äußern, sollte so schnell wie möglich gehandelt werden. Ein Arztbesuch und eine mögliche Einweisung in eine Klinik ist ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr verhandelbar.

Die Stimme einer Betroffenen: In unserem Podcast „Echt & Unzensiert“ spricht Host Tino mit Autorin und Bloggerin Jana Crämer über ihren jahrelangen Kampf mit der Essstörung Binge Eating.

Beratungsstellen und Hilfe

Viele Ärzt*innen und Beratungsstellen bieten für Betroffene die Möglichkeit, sich mit anderen, die ebenfalls unter einer Essstörung leiden, auszutauschen. Im Zuge dessen gibt es auch immer mehr Unterstützung für Angehörige.

Neben der Telefonberatung und der Beratung vor Ort gibt es auch Möglichkeiten, sich online mit Expert*innen auszutauschen und Hilfe anzufordern. Über die Beratungsangebotesuche der BzgA kann man alle Anlaufstellen in Deutschland finden und nach Wohnort oder Umkreis filtern.

Sollte die Essstörung bei Angehörigen zu großer Belastung führen, ist es möglicherweise sinnvoll, selbst eine Therapie in Anspruch zu nehmen. Bei den Beratungsstellen kann die Suche nach einem geeigneten Therapeuten oder einer Therapeutin unterstützt werden.

Hier findet ihr weitere Informationen und Hilfe:
Deutsche Gesellschaft für Essstörungen
Bundesfachverband Essstörungen
ANAD e.V. Versorgungszentrum Essstörungen
TelefonSeelsorge

Anmerkung zum Schluss: Essstörungen sind ernstzunehmende psychische Erkrankungen, die viel Leid und Gefahren mit sich tragen. Nicht ohne Grund zählt die Magersucht zu den häufigsten Todesfällen von psychischen Krankheiten. Dieser Artikel dient daher lediglich der Information und kann nicht durch eine ärztliche Diagnose ersetzt werden.