Vielleicht hast du schon mal was von dem Begriff „Manterrupting“ gehört. Das Kofferwort setzt sich aus den englischen Begriffen „Man“, zu Deutsch: „Mann“ und „interrupt“ zu Deutsch: „unterbrechen“ zusammen. Und wie der Wortursprung bereits verrät, geht es bei Manterrupting darum, dass Männer Frauen grundlos unterbrechen.
Manterrupting: Männer unterbrechen Frauen häufiger als umgekehrt
Man befindet sich als Frau in einer Runde und unterhält sich. In der Runde befindet sich ein Mann, der einen mitten im Gespräch ganz plötzlich unterbricht. Dabei mischt er sich in das Thema ein oder er beginnt sogar völlig aus dem Nichts ein neues Thema, als wäre nie etwas gewesen. Dabei handelt es sich um Manterrupting.
Klingt wie eine Szene aus einem schlechten Film? Passiert aber häufiger, als die meisten vielleicht denken. Im Rahmen einer Studie der George Washington University fanden Forscher*innen nämlich heraus, dass die männlichen Teilnehmer die weiblichen Teilnehmer mehr als doppelt so häufig unterbrachen als andersherum.
Ein ähnliches Phänomen ist übrigens Mansplaining, bei dem Männer Frauen etwas erklären, was sie bereits wissen. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen: Mansplaining: Warum es so ärgerlich ist und wie du konterst
Manterrupting kann einem überall begegnen
Das Phänomen tritt natürlich nicht nur im privaten Umfeld auf, sondern passiert auch im beruflichen Kontext. Gerade im Job kann es für eine Frau besonders unangenehm sein, da man sich ja gerade hier souverän und selbstbewusst präsentieren will.
Nicht nur bestimmte Situationen begünstigen Manterrupting, sondern auch gewisse Konstellationen. Typisch ist zum Beispiel, die Konstellation aus einem älteren Mann und einer jüngeren Frau. Das bestätigt auch Körpersprachentrainerin Nadine Kmoth gegenüber Business Insider: „Bei den Baby-Boomern ist das traditionelle Rollenbild noch stärker ausgeprägt. Deshalb neigen sie dazu, jüngere Frauen zu unterbrechen“, so die Expertin.
Was das Ganze den Männern bringt? Am Ende landet man immer bei demselben Problem, was bei vielen frauenfeindlichen Phänomenen eine Rolle spielt: Männer wollen Dominanz demonstrieren. Gerade wenn sie vielleicht thematisch, intellektuell oder verbal unterlegen sind, entscheiden sich manche Männer dazu, die Frau zu unterbrechen, um ihnen eine vermeidliche Überlegenheit zu signalisieren. Das bestätigt auch die Expertin: „Wenn ein Mann ins Hintertreffen gerät und nicht mehr durch Sprache oder kluge Gedanken mithalten kann, dann kann es eine Strategie sein, durch Manterrupting seine Dominanz gegenüber der Frau zu zeigen“.
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Fast jede von uns hat eine solche Situation sicher schon einmal erlebt. Aber wie kann ich mich als Frau so einem Moment verhalten?
Manterrupting: 5 Strategien, wie du damit umgehen kannst
Viele sind in einer wie oben beschriebenen Situation so perplex, dass sie kaum ein Wort rausbekommen oder die Situation aus Scham totschweigen. Das ist allerdings nicht sinnvoll. Wir verraten dir einige Tipps, um auf Manterrupting zu reagieren und sich zu wehren.
#1 Mit jemandem üben, wie man bei Manterrupting reagiert
Was in jedem Fall helfen kann, ist, die Situation im Privaten einmal nachzustellen und zu überlegen, wie du in diesem Moment reagieren könntest. Schnapp dir hierzu deinen Partner, einen Freund oder deinen Bruder und spielt die Situation einmal nach. So kannst du dir bereits Sätze zurechtlegen, die du sagen kannst, um die Unterbrechung zu unterbinden.
#2 Sich die Unterbrechung nicht gefallen lassen
Die Situation einfach totschweigen? Auf keinen Fall! Du solltest sofort auf das Unterbrechen reagieren und deutlich machen, dass du gerne zu Ende sprechen möchtest. Dabei musst du nicht beleidigt reagieren, sondern solltest souverän erklären, dass du deinen Gedanken noch nicht zu Ende artikuliert hast, das jetzt aber tun wirst. Anschließend solltest du ohne Umschweife weitersprechen.
Wenn du dann einfach weiter sprichst, wird man dir zuhören.
#3 Gespräch unter vier Augen
Manchmal passiert Unterbrechen auch unbewusst. Natürlich gibt es Personen, unabhängig, ob Mann oder Frau, die einen nicht mit einer bösen Absicht unterbrechen. Dann sollte man das Vier-Augen-Gespräch mit der Person suchen und erklären, warum man sich in diesen Momenten respektlos behandelt fühlt.
#4 Sich nicht aus dem Konzept bringen lassen
Leichter gesagt als getan, aber du solltest versuchen, dich von der Unterbrechung nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Dann würdest du dem Unterbrecher nur in die Karten spielen. Es ist aber nicht schlimm, wenn du dich mal verhaspelst.
Dann kommuniziere klar und deutlich, dass du dich versprochen hast und dich gerade sammelst, weil du den Gedanken verloren hast. Du hast dir damit so oder so das Rederecht zurückerobert. Bist du wieder fokussiert, kannst du deinen Gedanken zu Ende bringen.
#5 Blickkontakt halten
Seit der Corona-Pandemie und vermehrtem Homeoffice begegnet man sich in Meetings oft nur virtuell und nicht persönlich. Gerade hier kann es noch schneller zu Unterbrechungen kommen. Ein Grund kann mitunter der fehlende Blickkontakt sein. Bist du in Meetings mit mehreren Personen, kannst du deinen Gesprächspartnern nicht direkt in die Augen blicken.
Blickkontakt ist aber eine gute Möglichkeit, um Manterrupting zu verhindern. Siehst du jemandem im Gespräch direkt in die Augen, ist es deutlich unwahrscheinlicher, dass man dich unterbricht. Denn du kannst auch mit Mimik und Gestik signalisieren, dass du mit deiner Aussage noch nicht fertig bist.
#6 Kolleg*innen mit einbeziehen und nach Lösungen suchen
Sollten Unterbrechungen durch Kollegen häufiger vorkommen, gilt es das Problem in deinem Team anzusprechen. Gerade, wenn ihr häufig virtuelle Meetings habt, können Regelungen sinnvoll sein. Beispielsweise kann man sich über eine maximale Rededauer einigen. Gerade wenn die Unterbrechung damit begründet wird, dass man den Gedanken nicht verlieren möchte, kann man sich auf mögliche Handzeichen einigen, die signalisieren, dass man etwas sagen möchte. Alternativ kann man natürlich auch Zeichen geben, wenn man unterbrochen wurde, aber zu Ende sprechen möchte.
Läuft das Gespräch mit der beteiligten Person und mit deinem Team ins Leere, kannst du auch deine*n Vorgesetzten darauf ansprechen. Gerade, wenn andere Dinge hinzukommen und das Verhalten bereits in eine Mobbing-Richtung geht, ist das Gespräch mit dem Chef oder der Chefin unausweichlich.
Wir hoffen, wir konnten euch mit unseren Tipps gegen Manterrupting ein wenig ermutigen und helfen, in Zukunft besser mit einer solchen Situation umzugehen.
Auf unserer Special-Seite zum Weltfrauentag, am 8. März, findest du viele spannende und inspirierende Artikel von und für Frauen.