Inhaltsverzeichnis
- Was genau ist „Gaslighting“?
- Die Taktik: Gezielte Unwahrheiten
- Diese Arten von Gaslighting gibt es
- So erkennst du Gaslighting in deiner Beziehung
- Das kannst du tun
- Hilfe für Betroffene psychischer Gewalt
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Was genau ist „Gaslighting“?
Der Begriff stammt aus dem Film „Gaslight“ (dt. „Das Haus der Lady Alquist“) von 1944 über genau dieses Phänomen. Im Film wird eine junge Frau, gespielt von Ingrid Bergmann, derart massiv von ihrem Mann manipuliert, dass sie letztlich für geisteskrank erklärt wird und in der Psychiatrie landet. Er sorgt dafür, dass im Haus ständig die Gaslampen flackern, redet seiner Frau jedoch ein, dass sie sich das nur einbilde. Gaslighting ist also eine Form von psychischer Gewalt, die den anderen an sich und seiner Wahrnehmung zweifeln lassen soll.
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Die Taktik: Gezielte Unwahrheiten
Wie genau funktioniert diese perfide Art der Manipulation? Wie kann einem jemand anderes Dinge einreden, so dass man irgendwann an sich selbst zweifelt? Beim Gaslighting verbreitet der Täter gezielt Unwahrheiten, um sein Opfer mehr und mehr zu irritieren. Dem Opfer wird dabei suggeriert, dass es die Realität nicht richtig einschätzen könne. Und je häufiger der Täter seine Unwahrheiten wiederholt, umso mehr hat das Opfer das Gefühl, die realen Gegebenheiten nicht mehr richtig einschätzen zu können. So schafft es der Täter irgendwann, sein Opfer in totaler Abhängigkeit zu halten, während er selbst der Retter in der Not ist.
Vor allem in Partnerschaften kommt diese Art der Manipulation häufiger vor als man denkt. Deshalb hier ein paar Dinge, die durchaus schon Gaslighting sind, obwohl sie scheinbar so harmlos wirken.
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Diese Arten von Gaslighting gibt es
Leider gibt es mehrere Möglichkeiten, wie Menschen Opfer von Gaslighting werden können. Diese hier zählen unter anderem dazu:
- Gaslighting in der Beziehung: Die wohl häufigste Art, Gaslighting zu erfahren, ist und bleibt in der Partnerschaft selbst. Das können beispielsweise Situationen sein, in denen der Partner oder die Partnerin einen als zu sensibel oder kleinlich bezeichnen und damit die Schuld auf den oder die andere schieben.
- Gaslighting zwischen Eltern und Kind: Auch innerhalb der Familie kann Gaslighting stattfinden. Zum Beispiel, wenn ein Kind Opfer von Missbrauch ist und die Eltern die Gefühle und das Leiden des Kindes herunterspielen.
- Medical / Medizinisches Gaslighting: Vor allem Frauen sind von dieser Art von Gaslighting betroffen. Dabei vermittelt der Arzt oder die Ärztin einem, dass alles „normal“ sei und die Beschwerden höchstens psychischer Natur sind, obwohl es sich häufig um ernstzunehmende, physische Krankheitsbilder handelt.
- Politisches Gaslighting: Bei dem politischen Gaslighting werden häufig zwei Parteien gegeneinander ausgespielt, um die Öffentlichkeit von Unwahrheiten zu überzeugen. Stichwort: Der Wahlkampf von Donald Trump.
- Rassistisches Gaslighting: Wie sich aus den Geschichtsbüchern ableiten lässt, haben es einige Menschen immer wieder geschafft, Minderheiten zu in einem schlechten Licht darstellen zu lassen und Hass gegen sie zu schüren, indem ihnen Stereotype unterstellt wurden.
So erkennst du Gaslighting in deiner Beziehung
Gaslighting ist nie offensichtlich sondern läuft unterschwellig ab. Oft merkt man gar nicht, dass man in eine Abhängigkeit zum Partner gerät. Denn der suggeriert einem: Du selbst funktionierst nicht mehr, bist zu impulsiv, zu verletztlich, zu verwirrt. Nur er selbst kann dir helfen und sagt dir die Wahrheit. Alle anderen nicht, weil nur er ehrlich zu dir ist. So gerätst du nach und nach in eine totale Abhängigkeit zu ihm.
„Du bist aber auch immer zu empfindlich“ oder „Du merkst manchmal gar nicht, wie du auf andere wirkst“ oder „Da reagierst du aber komplett über“ – alles kleine, unauffällige Sätze, die aber dazu führen, dass du verunsichert bist und dich fragst, ob dein Verhalten falsch und überzogen ist. Und irgendwann beginnt man, sein eigenes Verhalten zu ändern und sich den neuen Wahrheiten anzupassen.
Oft leugnet der Partner auch Dinge, die für dich sicher so stattgefunden haben. „Das habe ich nie gesagt“ oder „Das hast du komplett falsch verstanden“ oder „Das stimmt so überhaupt nicht. Wie kommst du auf so was?“ Und zwar so vehement und oft, dass du wirklich beginnst, an deiner Wahrnehmung zu zweifeln. Hab ich mir das vielleicht wirklich nur eingebildet? Verwechsel ich da etwas?
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Das kannst du tun
Wenn du merkst, dass dein Partner dich derart zu irritieren versucht, dann werde wachsam. Achte darauf, ob er dich zu manipulieren und zu steuern versucht. Vielleicht will er dich und deine Art zu handeln ändern, dich von ihm abhängig machen oder dich einfach nur klein machen.
Sei dir bewusst, dass bestimmte Bemerkungen von seiner Seite aus so nicht korrekt sind. Achte auf kleine Dinge, die er dir gegenüber im Alltag tut. Ist das alles noch im grünen Bereich? Oder versucht er, dich einzuschränken und niederzumachen? Nur, wer die Zeichen erkennt, kann sich gegen die fiese Masche wehren.
Wichtig ist hierbei natürlich, dass man ein einigermaßen intaktes Selbstbewusstsein besitzt. Dass man nicht sowieso schon an sich zweifelt, so wie viele Frauen das gerne tun. Die Sehnsucht angenommen und geschätzt zu werden, haben wir schließlich alle in uns. Aber das sollte nicht dazu führen, dass man sich fremdbestimmen lässt.
Deshalb: Vertrau dir selbst. Glaub daran, dass du aus dem Bauch heraus so falsch nicht liegen kannst, wenn du etwas tust, fühlst oder sagst. Und ganz nebenbei: Gaslighting betrifft so gut wie immer Frauen. Also: Augen auf!
Hilfe für Betroffene psychischer Gewalt
Wenn du oder jemand, den du kennst, Opfer psychischer Gewalt geworden ist, findest du Hilfe und Unterstützung beim Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ erreichst du unter der Rufnummer 08000 116 016 an 365 Tagen im Jahr, zu jeder Uhrzeit, anonym und kostenlos. Dolmetscherinnen helfen bei sprachlichen Barrieren.
Oder du nutzt die Telefonseelsorge, die rund um die Uhr unter 0800 111 0111 oder 0800 111 0222 erreichbar ist.
Hier finden Opfer wichtige Infos und Kontaktstellen auf der Seite der Polizei.
Hier findest du Frauenberatungsstellen und Frauenhäuser in deiner Nähe. (Frauenhauskoordinierung: www.frauenhauskoordinierung.de, bff: www.frauen-gegen-gewalt.de)
Wichtige Infos gibt es auch bei Opferhilfeorganisationen wie: WEISSER RING e.V. (www.weisser-ring.de oder über das Opfertelefon des Weissen Ring e.V. unter Tel.: 116 006)