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Liebe auf den ersten Blick: So erklären 3 Studien das Phänomen

verliebtes Paar schaut sich in die Augen
Wissenschaftlicher sind der Liebe auf den ersten Blick auf den Grund gegangen. Aber reicht uns diese Erklärung? Credit: Getty Images

Viele träumen von ihr, einige Menschen schwören auf sie: Die Rede ist von der Liebe auf den ersten Blick. Aber kann das wirklich sein? Gibt es die Liebe auf den ersten Blick? Was sagt die Wissenschaft zu den großen Gefühlen beim ersten Treffen? Wir haben nachgeforscht …

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Manchmal haut uns ein Mensch direkt im ersten Moment, in dem wir ihn sehen, komplett um. Wir fühlen uns zu ihm hingezogen, ohne genau zu wissen, warum und ohne auch nur ein einziges Wort mit ihm gewechselt zu haben.

Liebe auf den ersten Blick, nennen wir dieses Phänomen dann gerne. Und es gibt durchaus etliche Menschen, denen genau das passiert zu sein scheint.

verliebtes Paar schaut sich in die Augen

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Natürlich mag man jetzt nüchtern sagen: So eine Art von Liebe kann nur auf Äußerlichkeiten basieren. Schließlich können wir dem anderen ja kaum in die Seele schauen.

Wir wissen nicht, wie er tickt, ob er rechts oder links wählt, ob er ehrlich ist, ob er beziehungsfähig ist, lustig oder eher ein Melancholiker.

Oder etwa doch? Wir meinen mehr in unserem Gegenüber zu sehen, es zieht uns magisch an. Aber was er in uns auslöst, das Kribbeln, den Schwindel, die plötzliche Sprachlosigkeit, das alles kann kaum eine rationale Überlegung sein, die auf sicheren Fakten basiert. Worum geht es also dann?

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Was sagt die Wissenschaft zur Liebe auf den ersten Blick?

Also alles nur ein romantischer Wunschgedanke? Das hat sich längst auch die Wissenschaft gefragt und sich näher mit dem Thema Liebe auf den ersten Blick beschäftigt. Und kleiner Spoiler: Das, was die Forscher aus dem ach so zauberhaften Moment machen, klingt weit weniger romantisch, als uns lieb ist.

Pennsylvania Studie: Erkenntnis durch Speed-Dating

Auf der Suche nach den Gründen für die Liebe auf den ersten Blick haben die Forscher witzigerweise jene Menschen beobachtet, die extrem wenig Zeit beim ersten Treffen haben und sich schnell ein Bild von ihrem Gegenüber machen müssen: Menschen beim Speed-Dating.

So auch in der Studie von Professor Robert Kurzban von der University of Pennsylvania, bei der es stolze 10.526 Teilnehmer gab.

Seine Beobachtung: Obwohl die Kandidaten jeweils mehrere Minuten für jedes Kurzdate hatten, wussten sie schon nach ein paar Sekunden, ob sie interessiert sind oder nicht. Und in diesen drei Sekunden kann niemand ernsthaft eine bewusste Entscheidung getroffen haben.

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Studie aus Groningen: Eher Attraktivität auf den ersten Blick

Eine ähnliche Studie von Forschern aus Groningen unter Florian Zsok mit 400 meist heterosexuellen Paaren ergab ähnliches. Allen Teilnehmern wurden Bilder von Frauen bzw. Männern gezeigt, deren Attraktivität sie beurteilen sollten. Danach gab es auch hier Speed-Dates für alle, die später ausgewertet wurden.

Das Ergebnis von Zsok und Kollegen: Liebe auf den ersten Blick beim ersten Treffen gibt es nicht. Zumindest keine echte Liebe. Wohl aber gab es Attraktivität auf den ersten Blick, die etliche Teilnehmer empfanden.

Denn immerhin 32 Teilnehmer hatten nach den Dates angegeben, Liebe auf den ersten Blick empfunden zu haben. Doch die Forscher um Zsok sind sich sicher: Das Wort Liebe ist in dem Fall zu hoch gegriffen. Es ist eher eine körperliche, sexuelle Anziehungskraft gewesen, die die Teilnehmer empfunden haben.

Die äußerliche Attraktivität weckt beim Gegenüber Begehrlichkeiten und Sehnsüchte. Das allerdings geschehe innerhalb von ein paar Sekunden, wir entflammen für einander oder eben nicht. Was daraus wird, also ob daraus eine Liebesbeziehung wird, entscheidet sich allerdings deutlich später.

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Berliner Studie: Diese Informationen checken wir innerhalb von Sekunden

Eine weitere Studie von Professor Jens B. Asendorpf von der Humboldt Universität (Berlin) mit dem Titel „From Dating to Mating and Relating“, mit rund 380 Teilnehmern zwischen 18 und 54 Jahren, sieht die Dinge ähnlich.

Was uns von jetzt auf gleich in Verzückung versetzt, ist ein attraktives Äußeres, wir empfinden die Stimme als angenehm und sympathisch, wir machen uns ein Bild davon, welche sexuelle Erfahrung der andere ausstrahlt.

Zudem punkten, so die Studie, bei Frauen vor allem große Männer. Übergewicht kommt bei Männern weniger gut an, Frauen sind hier allerdings gnädiger, wenn es um übergewichtige Männer geht.

Alles Informationen, die wir in ein paar Sekunden aufnehmen und für uns auswerten. Top oder flop ist in diesem Moment entschieden.

Interessanterweise bestätigte diese Studie leider auch, dass Männer stärker auf Äußerlichkeiten fixiert sind bei der Wahl ihrer Parnter*innen als Frauen.

Darauf achten Männer bei Frauen beim 1. Treffen

  • Stimme
  • Gesicht
  • Body Mass Index

Darauf achten Frauen bei Männern beim 1. Treffen

  • Stimme
  • Gesicht
  • Selbstbewusstsein
  • Zugänglichkeit
  • Bereitschaft zu tiefer, emotionaler Bindung
  • Hinweise auf sozialen Status
  • Hinweise auf Bildungsgrad

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Das erschwert die Erklärung der Liebe auf den ersten Blick

Was aber ist mit Paaren, wie Prinz Harry und Meghan Markle, die öffentlich sagen: Es war Liebe auf den ersten Blick? Nun, auch das sehen die Forscher nüchtern. Wir neigen gerne mal dazu, dass wir die Vergangenheit verklären oder rückblickend für uns umdeuten.

Will heißen: Paare, die heute zusammen sind und sich schon beim ersten Treffen toll fanden, nennen es im Nachhinein Liebe auf den ersten Blick.

Es ist also richtiger, eher von Sympathie auf den ersten Blick zu sprechen. Wirkliche Liebe entwickelt sich bekanntlich erst nach und nach, wenn wir merken, dass wir gleich ticken und mehr darüber wissen, wie der andere sein Leben führt, seine Beziehungen und welche Macken er hat.

Erst dann können wir uns sicher sein und wahre Gefühle entwickeln. Erst dann entstehen Geborgenheit, Nähe und echte Gefühle.

Dennoch berufen wir uns jetzt einfach mal auf die Aussage des bekannten amerikanischen Paartherapeuten John Gottman. „Warum wir uns in jemanden verlieben und in jemand anderen nicht, das wird ein ewiges Mysterium bleiben“, so Gottman.

Soll also die Wissenschaft weiterhin von Äußerlichkeiten und sexuellen Begierden sprechen: Sind wir irgendwann ein glückliches Paar, lassen wir uns gar nicht erst hineinreden. Nein, wir wollen es Liebe auf den ersten Blick nennen. Punkt.