Inhaltsverzeichnis
- Zwei Welten mit einer kleinen Schnittmenge
- Wenn die Freunde Eltern werden: Neue Aufgaben, neue Prioritäten
- Treffen von nun an im Bällchenparadies
- Resignation oder Kampf um die alte Freundschaft?
- Wo ist das alte, gemeinsame Leben?
- Mamas & Nicht-Mamas: Der Frust wächst
- Eltern und Nicht-Eltern: Das schlechte Gewissen auf beiden Seiten
- Lieber Freunde in ähnlichen Lebenssituationen?
- Fazit: Es lohnt sich zu kämpfen
- Nachtrag: Umfrage bestätigt: Kinder verändern den Freundeskreis
Irgendwann fing es an im Freundeskreis. Die erste Freundin, die juchzend vor einem stand und verkündete schwanger zu sein. Alles kreischte und freute sich, es vergingen Monate der Vorfreude. So weit so gut. Und dann kam das Kind. Willkommen neuer Erdenbürger, adé liebste Freundin! Denn danach sind beide erstmal von der Bildfläche verschwunden.
Bei der ersten Freundin war das noch OK. Es war ja alles neu und aufregend. Man besuchte sie so oft es ihr als Neu-Mammi möglich war und war vielleicht sogar Patentante. Aber mit der Zeit wurden es mehr.
Zwei Welten mit einer kleinen Schnittmenge
Es war fast, als wäre Schwangerschaft etwas Ansteckendes. Nach und nach kamen immer mehr juchzende Freundinnen zu einem, die ein Kind erwarteten und irgendwann hatten alle, die eine Familie gründen wollten, eine Familie gegründet – und tauchten ab.
Seitdem gibt es zwei Lager. Freunde mit Kind und ohne (letztere allerdings eine vom Aussterben bedrohte Spezies). Und es gibt eine tapfere Schnittmenge. Das sind die heldenhaften Freunde, die versuchen, Teil beider Welten zu sein, egal ob mit oder ohne Kind. Und das klappt von beiden Seiten aus gesehen nur mit Bärenkräften.
Wenn die Freunde Eltern werden: Neue Aufgaben, neue Prioritäten
Da sind zunächst einmal die frisch gebackenen Eltern. Die neue spannende Aufgabe ein Kind großzuziehen, die Umstellung des eigenen Alltags, der Schlafmangel und die neue Rolle als Elternpaar ist sicherlich nicht zu unterschätzen. Eltern setzen Prioritäten neu, krempeln ihren Lebensstil einmal komplett auf links und haben es sicherlich nicht immer einfach.
Deshalb gebührt ihnen auch der absolute Respekt aller Nicht-Eltern, die vor so einer enormen Energieleistung nur den Hut ziehen können. Deshalb liebe Eltern, Ohren auf: Ihr hinterlasst bei den meisten Kinderlosen eher ein Gefühl der Bewunderung, als dass ihr euch kritisiert fühlen solltet.
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Treffen von nun an im Bällchenparadies
Dennoch ist bei aller Bewunderung auch ein gewisses Konfliktpotential vorhanden. Und das wird jeder kennen, der plötzlich nur noch von Müttern umgeben ist. Nach der 50. Einladung „kommt doch mal wieder zu uns, man sieht euch gar nicht mehr“ gibt eben auch der beste Freund irgendwann auf.
Denn ständig ist etwas. Sei es ein Zahn, der in Babys Backe vor sich hinwächst und schmerzt, oder einfach die totale Erschöpfung der Eltern, die abends nur noch todmüde ins Bett fallen wollen, anstatt alte Freunde zu treffen.
Resignation oder Kampf um die alte Freundschaft?
Man hat als Freundin ohne eigene Kinder exakt zwei Möglichkeiten: Man trifft die Freundin von nun an zu Hause im Jogginganzug, mit Babybrei auf dem Pulli und Kind im Arm (wahlweise auch im Müttercafé oder auf dem Spielplatz) oder man resigniert. Die Gespräche ändern sich, die Gemeinsamkeiten nehmen ab.
Da einem die Freundin jedoch wichtig ist, bleibt man dran. Man ist das erste Mal seit den eigenen Kindertagen wieder im Babybecken im Freibad, im Zoo und im Bällchenparadies. Man lässt sich tapfer vom Baby ansabbern und freut sich noch dabei.
Wo ist das alte, gemeinsame Leben?
Denn natürlich ist das toll und spannend, aber irgendwann keimt der Gedanke auf: Man hätte gerne auch mal wieder sein altes Leben mit der Freundin zurück. Als man um die Häuser gezogen ist, nächtelang auf dem Sofa gehockt und gequatscht hat.
Als man länger als fünf Minuten telefonieren konnte, ohne dass sich Lenny und Mia im Hintergrund mit Bauklötzchen beworfen haben. Als sie einen ausgefragt hat, als man noch ähnliche Träume hatte, und eben nicht nur den Wunsch, mal wieder fünf Stunden am Stück schlafen zu können.
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Mamas & Nicht-Mamas: Der Frust wächst
Oft sitze ich mit alten Freundinnen zusammen – allesamt Mütter – und es geht ausnahmslos und abendfüllend um Kinderthemen, um Beißringe und Beikost, um volle Windeln und Kitaplätze. Das ist verständlich und normal, dass man sich unter Müttern austauscht und Ratschläge gibt.
Aber für alle Nicht-Mütter am Tisch ist das natürlich irgendwann nur noch eins: Frust pur. Da man aber mittlerweile zu einer seltenen Minderheit gehört, schweigt man und hört zu und sagt beim nächsten Mal ab.
Klar merken das auch irgendwann die Mütter selbst und hören auf, einem die letzten 30 Bilder von Yannik im Zoo zu zeigen. Sie hören aber auch auf zu fragen, wie es einem geht. Also so wirklich geht. Was man plant. Zum Glück hören sie auch auf, einen ständig zu fragen, wann man denn selbst endlich schwanger wird. (Zumal man auch nicht vergessen sollte, dass eben nicht alle Frauen freiwillig kinderlos sind.)
-> Kurz Zahlen und Fakten dazu: Laut einer Umfrage von Statista (Stand 2020) unter kinderlosen Frauen und Männern sind 42 Prozent der 25- bis 29-jährigen Befragten ungewollt kinderlos. Im Vergleich dazu: Bei den 35- bis 39-Jährigen sind 64 Prozent gewollt kinderlos.
Leider hat das alles auch seine Folgen: Die Kluft zwischen Nicht-Eltern und Eltern wird größer, die Schnittmengen kleiner. Zumal Eltern bei all der Liebe zu ihrem Kind eben auch nicht nachvollziehen können, dass man selbst nicht diesen Weg geht. Wie oft habe ich gehört „Das hat mein ganzes Leben zum Guten geändert. Das ist das Beste, was mir im Leben passieren konnte. Ich verstehe dich nicht“.
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Eltern und Nicht-Eltern: Das schlechte Gewissen auf beiden Seiten
Das, was das Zusammensein von beiden Lagern eben so schwierig macht, sind nicht unbedingt Schlafmangel und anderer Lebensrhythmus. Und auch nicht meine völlige Unkenntnis von Schulformen und Kinderliedern. Nein, es ist dieses unterschwellige schlechte Gewissen, das man selbst hat, weil man sich fragt: „Bin ich zu egoistisch für ein Kind? Und: Verpasse ich nicht total viel?“ Und gleichzeitig die Wut darüber, dass man sich als Frau dafür rechtfertigen muss, wenn man eben keine Kinder bekommen will.
Und auf der anderen Seite stehen die Eltern, die sich wundern, warum man noch immer in seinem alten Leben verharrt, immer noch bis nachts in Kneipen rumhängt und nicht müde wird, Sport zu machen und seinen Traumjob zu suchen. Und die sich natürlich auch unterbewusst kritisiert fühlen, dass sie eben für genau das nicht mehr so viel Zeit haben, also für Hobbys, Karriere und Geselligkeit.
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Lieber Freunde in ähnlichen Lebenssituationen?
Und egal, wie lieb man sich hat: Irgendwann resigniert man eben doch auf beiden Seiten. Die Eltern, weil sie sich eben oft kritisiert fühlen. „Freunde ohne Kinder meckern oft rum, wenn man keine Zeit hat“, heißt es dann. „Unsere kinderlosen Freunde haben weniger Verständnis für viele Situationen.“
Mit der Konsequenz, dass sich Mütter neue Freunde suchen, die auch Eltern sind und mehr Verständnis zeigen. Und auch die Kinderlosen rotten sich irgendwann mit Menschen zusammen, die einen ähnlichen Lebensstil führen, ähnliche Träume und Ziele haben.
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Fazit: Es lohnt sich zu kämpfen
Und es ist unendlich schade, dass es oft diese Probleme, Schuldgefühle und das fehlende Verständnis auf beiden Seiten gibt. Denn Freundschaften sollten genau das eigentlich überstehen können. Und sie sollten es wert sein, dafür zu kämpfen.
Auch wenn wir uns gerne Menschen zuwenden, die in ähnlichen Lebenssituationen sind wie wir, so sollten wir doch auch die Freundschaften festhalten, die aus unserem „alten Leben“ stammen. Die nicht zwangsläufig den gleichen Weg gehen wie wir. Sie sind es wert und sie bereichern unser Leben ja auch.
Und noch was: Irgendwann sind die Kinder aus dem Haus. Und dann können wir wieder in Jogginghose auf der Couch hocken und nächtelang quatschen. Über Kinderthemen und alle anderen eben auch. Und darauf sollten wir zählen.
Nachtrag: Umfrage bestätigt: Kinder verändern den Freundeskreis
Leider sind meine Erfahrungen kein Einzelfall, wie kürzlich unsere gofeminin-Umfrage unter 1051 Müttern gezeigt hat. Wenn Kinder da sind, ändern sich die Freundschaften – das sagen knapp 70 Prozent der befragten Frauen. Man hat jetzt mehr Verantwortung, einen anderen Lebensstil als früher, deutlich weniger Zeit und andere Gesprächsthemen. Mit der traurigen Folge, dass ein Großteil des Kontakts zu kinderlosen Freunden verloren geht.