Inhaltsverzeichnis
- 3 Geheimtipps von Expertin und Gastautorin Daniela Jahn
- 1. Sommerurlaub in Deutschland: Der Steigerwald
- Kleines Abenteuer in der fränkischen Wildnis
- Fernwandern auf prämierten Pfaden
- Klettern bis in die Baumwipfel
- Wein- und Bierfranken
- 2. Sommerurlaub in Deutschland: Das Unterallgäu
- Klein-Kanada im Allgäu
- Auf dem Rad zwischen Flussschleifen und Kuhweiden
- Allgäu light
- 3. Sommerurlaub in Deutschland: Die Altmark
- Historische Hansestädte und unberührte Naturlandschaften
- Wo Wildzelten noch möglich ist…
- … und die Milchstraße das kleinste Highlight
Wer über einen Sommerurlaub in Deutschland nachdenkt, dem fallen als Erstes Reiseziele wie die Alpen oder die Nord- und Ostsee ein. Schließlich wünschen sich die meisten in den Ferien einen Tapetenwechsel und Entspannung in der Natur.
Allerdings ist man mit dieser Entscheidung selten alleine. Kein Wunder also, dass die deutschen Alpen und die Küstenregionen im Sommer schnell überlaufen sind. Gerade beim Urlaub in Corona-Zeiten scheiden solche Massentourismusorte für viele aus.
3 Geheimtipps von Expertin und Gastautorin Daniela Jahn
Bei der Frage, wo man in Deutschland Urlaub machen und ungestört die schöne Natur genießen kann, ist guter Rat teuer. Daher haben wir bei Reise- und Tourismusexpertin Daniela Jahn nachgefragt.
Nach einer Krebserkrankung erkannte sie die wohltuende Kraft der Natur und wagte sich in die Selbständigkeit. Seit Dezember 2019 betreut Daniela den tollen Blog Hiersein (hier bei Instagram), wo sie über nachhaltige Unterkünfte in Deutschland und deren Gastgeber berichtet.
Für uns hat sie sich auf die Suche nach bisher unbekannten Regionen in Deutschland gemacht, wo ihr genauso gut entspannen könnt, wie in den Alpen oder an der See. Macht euch bereit für die besten Geheimtipps für den Sommerurlaub in Deutschland!
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1. Sommerurlaub in Deutschland: Der Steigerwald
Warum es sich nicht nur in diesem Jahr lohnt, die Alpen links liegen zu lassen und die Mittelgebirge mal genauer unter die Lupe zu nehmen? Was in den Alpen verboten ist, das darf man hier.
Wer Lust auf Outdoor-Touren hat, kommt auch mit einer normalen Grundkondition aus. Und die Regionen bieten oft viel mehr Abwechslung, als man ahnt. Eine solche Region liegt im Norden von Bayern: der Steigerwald, ein fast 500 m hoher Mittelgebirgszug zwischen Würzburg und Nürnberg, im Herzen Frankens.
Fast schon poetisch umschreibt der Franke den Steigerwald als ein Gebiet zwischen sonnigen Weinbergen, uralten Wäldern und dem Land der 1.000 Himmelsweiher. Und tatsächlich gibt es hier nicht nur vom Regen gespeiste Teiche, sondern auch die ältesten Buchenwälder Deutschlands.
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Kleines Abenteuer in der fränkischen Wildnis
Eigentlich schade, dass wildes Campen von den Alpen bis hin zur Ostsee verboten ist. Aber es gibt Ausnahmen: in immer mehr Mittelgebirgen und Naturparks darf naturnah übernachtet werden.
Bepackt mit Zelt und Rucksack können Naturliebhaber seit 2018 auch im Steigerwald nach einer Tagestour einen von zehn ausgewiesenen Trekkingplätzen ansteuern. Jeder Platz hat eine Feuerstelle, ein Plumps-Klo und Platz fürs Zelt.
Und – Achtung Alpen, aufgehorcht! – jede Übernachtungsstelle ist per App online buchbar. Wer dort am Abend vor dem knisternden Lagerfeuer sitzt, ist der Natur schon ein gutes Stück nähergekommen.
Fernwandern auf prämierten Pfaden
Aber für viele geht ja bekanntlich nichts über ein ordentliches Bett. Wer schon immer mal Lust auf eine Fernwanderung hatte, der sollte unbedingt mit den 9-tägigen Steigerwald-Panoramaweg von Bad Windsheim bis ins UNESCO-Weltkulturerbe nach Bamberg starten. Die Tour wurde 2011 sogar als zweitschönste Wanderung Deutschlands ausgezeichnet.
Auf 161 km führt die Strecke durch unberührte Wälder, bietet großartige Ausblicke auf die Weinberge, erlaubt Rast in urigen Gasthäusern – der Wein will ja auch verkostet werden – und geht vorbei an steinalten Burgenruinen und durch bezaubernde Fachwerkstädtchen.
Nicht nur, dass man sich am Abend ins gemachte Bett plumpsen lassen kann, es gibt sogar einen organisierten Gepäcktransport. Wandern auf die fürstliche Art!
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Klettern bis in die Baumwipfel
Gemütlich kommt man im Steigerwald auch auf Baumkronen-Level und höher. Der Baumwipfelpfad bei Ebrach führt erst sachte ansteigend auf einem Holzsteg vorbei an Buchen und Eichen und schraubt sich schließlich über einen 42 Meter hohen Turm in Richtung Himmel.
Mein schönstes Erlebnis: eine Gruppe von Rollis, die den Gipfel natürlich schneller erreicht haben als ich. Von ganz oben ist der Ausblick weit und erhaben. Wie eine fränkische Freiheitsstatue ragt der Turm aus dem dichten Wald und gibt den Blick frei auf die sanften Hügel des Steigerwalds und die sonnenverwöhnten Weinberge in der Ferne.
Wein- und Bierfranken
Apropos Wein! Kulinarisch kann der Steigerwald übrigens auch. Kurios, aber Tatsache: mittig teilt sich der Steigerwald auf zwischen Wein- und Bierfranken.
Im Westen: junge Winzer, die das traditionelle Handwerk der Eltern übernehmen und mit ihren eigenen Ideen in die Jetztzeit bugsieren. Im Osten: die auf kleinstem Raum größte Ansammlung von Mikro-Biermanufakturen, die auch jenseits der Landesgrenzen große Beachtung finden.
2. Sommerurlaub in Deutschland: Das Unterallgäu
Ploppt bei euch beim Gedanken an Urlaub im Unterallgäu auch gleich das Bild von einer Kur- oder Bäderanstalt im Kopf auf? Es kommt ja nicht von ungefähr. Denn die größte Stadt im Landkreis ist Bad Wörishofen, die Mutter aller Kneippkurorte.
Doch das Unterallgäu wird zu Unrecht ganz oft unterschätzt. Denn ein Urlauber hat das alles hier vor seiner Nase: Stadt, Land, Fluss und – in nicht minder beeindruckender Entfernung – die Berge.
Und genau das macht die Region zu einem der abwechslungsreichsten Urlaubsregionen im Süden Deutschlands – vor allem für Familien mit Kindern.
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Klein-Kanada im Allgäu
Westlich von Memmingen mäandert die Iller in teils engen Schleifen bis in den südlichsten Teil des Unterallgäus. Eine Sneaker-freundliche Wanderung beginnt ab Illerbeuren, ein kleiner Ort bekannt für sein historisches Bauernhofmuseum.
Die familientaugliche Tour führt durchs Unterholz immer dem Flusslauf entlang in Richtung Süden. Mal ist die Iller hier ganz schmal, verlockend die Idee ans gegenüberliegende Ufer zu schwimmen.
Zwischendurch stößt man auf pompöse Staustufen, um im nächsten Moment von hohen Lehmwänden umgeben zu sein, wo sich die Iller durch steile Felsformationen quetscht.
Ein Abstecher auf einen der sanften, saftig grünen Hügel: ein Muss! Dem meditativen Sound von Kuhgeläut lauschen, innehalten und den überwältigenden Ausblick auf die Bergkette der Allgäuer Alpen aufsaugen und für zu Hause konservieren.
Auf dem Rad zwischen Flussschleifen und Kuhweiden
Mit Blick auf die Berge führt auch der Illerradweg von Ulm nach Oberstdorf auf seiner mittleren Etappe durchs Unterallgäu. Oder andersherum, denn vom Ursprung der Iller bis zur Donaumündung geht es naturgegeben öfters bergab.
Doch dafür wirklich den Blick auf das Bergpanorama opfern? Für welche Route man sich auch entscheidet, die Tour ist ein Naturerlebnis.
Auf der einen Seite der kurvenreiche Fluss, auf der anderen Seite die saftig grünen Kuhweiden. Vorbei an malerischen Bauernhöfen, Kirchen mit ihren typischen Zwiebeltürmen und historischen Bauwerken. Eine Strecke, die auf ihren 156 km so viel Abwechslung bietet, dass man eigentlich am liebsten gleich weiterfahren möchte.
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Allgäu light
Der Vergleich ist zu verlockend: das Unterallgäu als eine Art Light-Variante für ‚Urlaub in den Bergen‘. Es ist fast so, als betrachte man die Berge wie durch einen sanften Schleier. Und tatsächlich nimmt das Kantige und Schroffe aus der Entfernung beinahe weiche und glatte Formen an.
Das Unterallgäu hat eine historisch gewachsene Kulturlandschaft, die sich einfach zu Fuß, mit dem Rad und sogar vom Wasser aus erleben lässt. Allzu viel schweißtreibende Höhenmeter muss man dabei nicht absolvieren.
Nicht nur an verregneten Tagen locken Ziele wie die eindrucksvolle Barockkirche in Ottobeuren oder die prächtigen Klosteranlagen der Kartause in Buxheim. Eine perfekte Balance zwischen moderater Aktivität und vielseitiger Abwechslung in einer Region, die noch nicht vom Tourismus überlaufen ist.
Und der Kneipp-Urlaub? Na klar, der macht das Ganze komplett.
3. Sommerurlaub in Deutschland: Die Altmark
Als wolle er die Morgenruhe nicht stören, steigt langsam der Dunst umliegender Wiesen auf und wogt in wabernden Wolkenschwaden sanft über die Elbe. Ein Rotmilan, der spielerisch in luftiger Höhe kreist, scheint bereits Ausschau nach seinem Frühstück zu halten.
Im Wasser zieht ein Biber fast lautlos seine Bahnen und geht gänzlich unbeeindruckt seiner Morgenroutine nach. Ein Fluss, der hier so sein darf wie er mag. Ein Füllhorn von bis zu 80 verschiedenen, mitunter sehr seltenen Vogelarten. Und eine unfassbare, fast magische Ruhe.
Historische Hansestädte und unberührte Naturlandschaften
Das macht den nordöstlichen Teil der Altmark aus, einem der am dünnsten besiedelten Gegenden Deutschlands. Die Region im Norden von Sachsen-Anhalt punktet vor allem mit mittelalterlichen Hansestädten, wie Tangermünde, Stendal und Havelberg, Fachwerk und Backstein soweit das Auge reicht.
Die weitläufige Schönheit unberührter Naturlandschaften gefällt besonders dem gestressten Großstädter, Vogelbeobachtern und Radfahrern. Letztere können hier den 500 km langen Altmarkrundkurs und eine Etappe des Elberadwegs entlangfahren.
Das Pfund der Gegend, so der Altmärker, ist vor allem seine Weite, die Ruhe und die wenigen Menschen. Und damit eigentlich der ideale Ort für ein Abenteuer oder auch zwei.
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Wo Wildzelten noch möglich ist…
Auf einer mehrtägigen Kanutour entlang der Mittelelbe ist erlaubt, was im Rest von Deutschland verboten ist: das Wildzelten. Das Umweltamt duldet das Übernachten im eigenen Zelt am Flussufer für jeweils eine Nacht. Einzige Voraussetzung: Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt, Angler und die anderen Wasserwanderer.
Die Mittelelbe mit ihren ursprünglichen Auengebieten liegt im Biosphärenreservat und ist damit eine Kulturlandschaft, die als besonders schützenswert gilt.
Wer abends nach einem Paddeltag am Elbufer-Sandstrand sein Lager aufschlägt, erlebt zum Sonnenuntergang ein einzigartiges Naturschauspiel. Für einen Moment scheinen die Bäume auf der anderen Uferseite in Flammen zu stehen. Und am Himmel gehen bereits die ersten Sterne auf.
… und die Milchstraße das kleinste Highlight
Nur wenige Kilometer weiter in Richtung Osten gibt es einen der besten Spots in Deutschland für Sterngucker: den Sternenpark Westhavelland.
Das Gebiet, das länderübergreifend den Naturpark Westhavelland in Brandenburg und die altmärkische Gemeinde Schollene umfasst, ist so wenig bewohnt, dass es dort noch richtig dunkel wird. Der Ort Gülpe gilt sogar als dunkelster Ort Deutschlands.
In klaren Nächte zeigen sich hier am Himmel bis zu Milliarden Sterne. Und wem die Sterne gewogen sind, sieht mit ein bisschen Glück vielleicht sogar Polarlichter, die Aurora borealis.
Ein etwas zuverlässigeres Highlight: eine geführte Sternenwanderung in einer mondlosen Nacht im Herbst. Dann strahlt die Milchstraße hier am hellsten, während im Hintergrund die Geräusche der nachtaktiven Tiere zu hören sind.
Und nur wenige Stunden später steigt auch schon wieder der Dunst auf von den weitläufigen Wiesen, die hier bis zum Horizont reichen.
Dieser Artikel stammt von unserer Gastbloggerin Daniela Jahn.