In meiner Familie gibt es einen Hund, der ein äußerst seltsames Verhalten an den Tag legt: Begrüßt er seine Besitzer, dann zieht er seine Lefzen zurück und zeigt die Zähne.
Eigentlich würde man das als Drohgebärde verstehen, oder? Komischerweise ist die restliche Körpersprache alles andere als bedrohlich: Der Schwanz wedelt, der Blick ist nicht starr und alles in allem wirkt das Tier sehr entspannt.
Was soll also dieses seltsame „Grinsen“? Und muss man sich Sorgen machen, wenn der eigene Hund ein solches Verhalten an den Tag legt?
Das bedeutet der Gesichtsausdruck
Wir Menschen lächeln unser Gegenüber gerne an, um Sympathie zu bekunden. Bei Hunden bedeutet Zähne zu zeigen normalerweise eher das Gegenteil. Aber eben nur normalerweise! Denn die kleinen Rabauken schauen sich gerne das ein oder andere Verhalten von uns ab.
Die Kynologin Dr. Dorit Fedderson-Petersen forschte am Kieler Zoologischen Institut im Bereich des „Hunde-Grinsens“ und sprach mit der Hundetrainerin Kate Kitchenham über ihre Ergebnisse.
Die Forscherin ist sich sicher, dass Hunde uns genau beobachten und so erkannt haben, dass Lächeln unter Menschen ein gutes Zeichen ist.
Heißt: Sie verstehen durchaus, dass wir ihnen mit unserem Lächeln nicht drohen. Und sie versuchen, uns dadurch etwas mitzuteilen.
„Lächelnde Hunde kopieren menschliches Verhalten, um erfolgreicher mit uns kommunizieren zu können.“
Dr. Dorit Fedderson-Petersen
Deshalb wird auch gelächelt, wenn der Besitzer oder die Besitzerin heim kehrt. Es ist ein Ausdruck der Freude und gleichzeitig eine Begrüßung. Es besteht also kein Grund zur Sorge!
Grinsen alle Hunde?
Nein, nicht bei allen Hunden sieht man das seltsame Grinsen. Laut Experte Marcel Wunderlich von Martin Rütter DOGS taucht es bei manchen Rassen gar nicht auf. Er vermutet eine genetische Veranlagung zu diesem Verhalten.
Insbesondere bei Dalmatinern und Windhunden wird das „Grinsen“ laut dem Hunde-Experten häufig beobachtet. Deshalb nennen manche es „Dalmatiner-Grinsen“. Aber auch andere Hunderassen können lächeln. So wie der anfangs erwähnte Hund meiner Familie, ein Goldendoodle.
Echt niedlich: Laut der Studie von Dr. Fedderson-Petersen haben viele „grinsende“ Hunde ein gutes Selbstbewusstsein und fühlen sich wohl bei ihren Menschen. Das Lächeln zeigt also eine gute, entspannte Beziehung zwischen euch beiden an.
Wie erkenne ich freundliches Grinsen?
Ganz ehrlich: Selbst ein nett gemeintes Hundegrinsen sieht etwas gruselig aus, wenn man es nicht erwartet. Denn schließlich zieht der Hund die Lefzen nach oben, die Nase kräuselt sich und die Vorderzähne werden gezeigt.
Bei @graciedoodlesct seht ihr es einmal in Action:
Aber keine Sorge: Es gibt deutliche Merkmale, die gegen aggressive Absichten sprechen. Marcel Wunderlich erklärt, dass der Hund bei einem Grinsen auch unterwürfige Körpersprache zeigt, etwa:
- zurückgelegte Ohren
- eine glatte Stirn
- oft eine geduckte Körperhaltung
- meist abgewendeter Blick
- Schwanzwedeln mit tiefer Rute
Zudem blecken die Hunde ihre Zähne laut Forscherin Fedderson-Petersen nicht durchgängig. Sie werden nur kurz und mehrfach hintereinander gezeigt und die Körperhaltung ist entspannt.
Mehr Lesestoff: Beißen, bellen, buddeln – So sollten Kind und Hund sich begegnen
Kann das Grinsen auch etwas anderes bedeuten?
Laut Dorit Fedderson-Petersen sind die Übergänge zwischen verschiedenen Arten des „Hundelächelns“ nicht immer klar zu erkennen. Die gesamte Körpersprache muss deshalb einbezogen werden. Hier ein paar andere Gesichtsausdrücke, die Hunde häufig zeigen:
Das Spielgesicht
Das Gesicht, das Hunde beim Spielen mit Artgenossen zeigen, ist nicht dasselbe, wie das ulkige Grinsen, das ihr vielleicht schon beobachtet habt. Laut Fedderson-Peterson sind folgende Anzeichen typisch:
- Faltenfreie Haut zwischen den Augen
- Glatte Stirn
- Häufig wird Blickkontakt gesucht
- Die Lippen werden oft leicht angehoben, einige Zähne sind sichtbar
- Die Zähne werden nicht ruckartig entblößt
Das Furchtgesicht
Auch wenn Hunde Angst haben, zeigen sie manchmal die Zähne. Nicht als Drohung, sondern als Beschwichtigung. Auch hier gibt es laut der Forscherin deutliche Zeichen:
- Die Mundwinkel werden lange zurückgezogen
- Blickkontakt wird vermieden
- Der Kopf ist zur Seite gedreht
- Die Körperhaltung ist unterwürfig, der Hund macht sich klein
- Häufig leckt das Tier die eigene Nase
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Die Drohgebärde
Natürlich kann es auch sein, dass ein vermeintlich „grinsender“ Hund dir gegenüber gar nicht freundlich gestimmt ist. Um solche gravierenden Missverständnisse zu vermeiden, solltest du auf diese Körpersignale achten:
- Stirn in Falten gelegt
- Fixierender Blick
- Gerunzelter Nasenrücken
- Vordere Zähne sichtbar
- Angespannte Körperhaltung
- Drohendes Knurren oder Brummen
Ganz wichtig: Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob der Hund freundlich lächelt, sich fürchtet oder eher droht, solltet ihr besser Abstand halten. Es ist leicht, die Zeichen falsch zu deuten und schließlich soll niemand zu Schaden kommen.