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Verstehen statt verletzen: Was du depressiven Menschen nicht sagen solltest

Frau, die vor einer Holzwand in der Hocke sitzt und sich verzweifelt die Hände vor das Gesicht schlägt
Diese Sätze können depressive Menschen nicht mehr hören Credit: Adobe Stock

Eine echte Depression ist weder für Betroffene noch ihre Angehörigen einfach. Oftmals ist es für das Umfeld schwer, sich in die Situation der erkrankten Person hineinzuversetzen. Und dann sagt man oft Dinge, die gut gemeint sind, die aber eher verletzend wirken.

Wenn eine nahestehende Person unter Depressionen leidet, sind viele von uns wie gelähmt und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Schließlich möchte man helfen, aber auch nicht aufdringlich sein oder gar jemanden unter Druck setzen.

Frau, die vor einer Holzwand in der Hocke sitzt und sich verzweifelt die Hände vor das Gesicht schlägt

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Matt Haig ist Autor und litt lange Zeit selbst unter schweren Depressionen. Er hat es treffend beschrieben: „Eins der wesentlichen Symptome der Depression ist, keine Hoffnung zu haben. Keine Zukunft zu sehen. Da ist kein Licht am Ende des Tunnels, denn der Tunnel ist an beiden Enden zu, und du bist drin.“

Als Außenstehender würde man so gerne helfen und fühlt sich dennoch so hilflos. Und weil man sich nicht so gut in die Gefühlslage des anderen verstehen kann, sagt man eben oft Dinge, die leider eher unpassend sind. Diese sind zwar gut gemeint, aber wie die Band ‚Kettcar‘ einmal sehr treffend in einem Song geschrieben hat: „Das Gegenteil von gut, ist gut gemeint“.

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Diese Sätze sollte man nicht zu Menschen mit Depressionen sagen

Da eigentlich jeder jemanden kennt, der unter einer Depression leidet, sollten wir uns einige Dinge klarmachen.

„Alles wird gut.“

Genau das ist der Punkt. Wenn man unter Depressionen leidet, hat man das Gefühl, dass man da nie wieder herauskommt. Dass es eben nicht mehr gut wird. Dieser Satz mag lieb gemeint sein, bewirkt aber eher das Gegenteil.

„Du musst mehr auf dich achten, was dir guttut und was nicht. Mach Yoga, triff Freund*innen …“

Leider ist das mit den Depressionen eben die Krux, dass nichts mehr Freude macht, dass einem der Antrieb zu allem fehlt und man ins Bodenlose stürzt. Da hilft auch kein Yoga oder gut gelaunte Freund*innen.

„Immerhin hast du keine schlimme Krankheit, sondern bist körperlich gesund.“

Dann ist eine Depression also keine Krankheit? Körperliche Unversehrtheit ist nicht immer ein Anzeichen für gute Gesundheit und Psyche und Körper hängen eng zusammen.

„Dabei wirkst du immer so positiv.“

Man kann noch so gefasst und zufrieden nach außen wirken. Das sagt leider nicht immer etwas darüber aus, wie es in einem aussieht.

„Du bist doch stark. Du schaffst das schon.“

Stark? Wenn man depressiv ist, fühlt man sich total schwach und hilflos. Und „Du schaffst das schon“ stellt einen vor eine schlichtweg unlösbare Aufgabe.

„Das kenne ich. Ich bin auch oft schlecht gelaunt.“

Depressionen haben leider wenig mit schlechter Laune oder ein bisschen Melancholie oder Trübsal gemeinsam. Nur leider kann man sich die Ausweglosigkeit einer Depression so gar nicht vorstellen, wenn man nicht selbst betroffen ist.

„Geh doch mal raus und unter Leute. Das lenkt ab.“

Leider erträgt man das als depressiver Mensch nicht immer. Weil man dann das Gefühl hat, vor den anderen zu versagen. Gerade Menschen um sich herum zu haben, die in einer ganz anderen Situation stecken, sorgt eher dafür, sich noch elender zu fühlen.

„Aber du hast doch eigentlich alles, um glücklich zu sein, du bist gesund, hast eine tolle Beziehung, einen super Job …“

Es wäre toll, wenn einen das vor Depressionen bewahren würde. Aber es sind nicht nur die Pechvögel im Leben, die depressiv werden. Es kann jedem passieren.

„Warum bist du denn depressiv?“

Es gibt keinen bestimmten Grund, den man nennen könnte – es ist einfach so. Würde man den Grund kennen, hätte man ja den Schlüssel zum gesund werden in der Hand.

„Geht es dir mittlerweile besser?“

​Leider funktioniert diese Krankheit nicht so wie ein Schnupfen. Es ist ein langer Weg und besser ihr fragt nicht ständig nach. Bietet ein offenes Ohr und eure Hilfe an, aber immer so, dass ihr den Betroffenen Raum lasst, das anzunehmen oder eben nicht.

Auch lesen: Das passiert, wenn du anfängst, über deine Psyche zu sprechen

Das kannst du stattdessen tun:

Sag lieber, dass du für deine Freundin oder deinen Freund da bist. Das hilft mehr, als sämtliche gut gemeinte Sprüche. Hab Zeit und ein offenes Ohr, wenn du gebraucht wirst. Das ist das Wichtigste.

Was noch hilft: Mach dich kundig, was genau eine Depression ist. Nur so kann man als Angehörige*r oder als Freund*in annähernd verstehen, was der andere durchmacht und welche Hilfen es gibt.

Linktipp:

Hilfe, Informationen und Ansprechpartner finden Betroffene und deren Angehörige auch hier: Deutsche Depressionshilfe

Buchtipp:

Wer depressive Freunde oder Partner oder Verwandte hat, dem legen wir folgendes Buch ans Herz. So kann man als Außenstehender eher verstehen, wie es dem geliebten Menschen mit seiner Depression geht.

​Matt Haig: Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben
dtv Verlagsgesellschaft 2016
ISBN-13: 978-3423280716
Hier könnt ihr das Buch direkt bei Amazon bestellen*.

Ansprechpartner für den Notfall:

Eine Anlaufstelle im Notfall ist die psychiatrische Ambulanz oder die psychiatrische Abteilung einer Klinik, der eigene Hausarzt, ein niedergelassener Psychiater oder Psychotherapeut, der ärztliche Bereitschaftsdienst (116117), die Polizei (110) oder der Rettungsdienst (112).

Anonym, kostenlos und rund um die Uhr kann man auch die Telefonseelsorge erreichen (08001110111). Sie eignen sich jedoch eher für kleinere Krisen.

Hilfe findet ihr auch auf der Seite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Wichtiger Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel dienen lediglich der Information und ersetzen keine Diagnose beim Arzt. Treten Unsicherheiten oder dringende Fragen auf, solltet ihr euren Arzt kontaktieren.

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