Am kommenden Freitag, den 26. Januar, bekommen Schüler und Schülerinnen in NRW bereits ihr Halbjahreszeugnis. Was auch bedeutet, dass so manche*r Schüler*in mit einem sehr mulmigen Gefühl an diesem Tag nach Hause gehen wird. Lasst es nicht so weit kommen!
Macht euch und eurem Kind schon jetzt bewusst, dass das Halbjahreszeugnis nur eine Momentaufnahme ist. Es ist, wie man so schön sagt, noch nicht kriegsentscheidend für das gesamte Schuljahr. Vielmehr kann man es als Information über den aktuellen Leistungsstand des Kindes verstehen.
Eine Vier in Mathe kann im zweiten Halbjahr mit genug Einsatz zur drei oder zwei werden. Und auch die nicht gelernten Vokabeln für Englisch oder Französisch oder der nicht gelernte Grammatikteil in Latein lassen sich nachholen. Das Halbjahreszeugnis ist die Erinnerung dafür, sich noch mal ein bisschen mehr auf den Hosenboden zu setzen.
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Lasst euch nicht anmerken, wenn ihr enttäuscht seid
Auch wenn man als Elternteil beim Blick aufs Zeugnis also enttäuscht von der Leistung des Kindes ist, anmerken lassen sollte man sich das am besten nicht. Gemecker und Strafen sollte man auch stecken lassen. Denn oft ist das Kind selbst enttäuscht von sich, wenn es schwarz auf weiß sieht, dass es schlecht abgeschnitten hat.
Aber wie reagiert man, wenn das Halbjahreszeugnis (oder auch Endjahreszeugnis) schlechter ausgefallen ist, als man erwartet hatte? Psychologin Heike Reuber von der Meditations-App 7Mind und Gymnasiallehrerin und sofatutor-Lernexpertin Tanja Szyska wissen Rat.
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Belohnt nicht die Noten
Egal wie die Noten aktuell aussehen, die meisten Kinder haben in drei bis vier Klassenarbeiten pro Hauptfach Leistung gebracht. Auch in den Nebenfächern standen Arbeiten und kleinere Leistungskontrollen an. Deshalb gilt es, mit dem Halbjahreszeugnis das zurückliegende Halbjahr und die investierte Arbeit auch zu feiern.
Belohnt man ausschließlich gute Noten, so Psychologin Reuber, vermitteln Eltern ihrem Kind damit, dass es nur Zuwendung bekommt, wenn die Leistung stimmt. Das erzeugt besonderen Druck bei Kindern. Um diesen Belohnungs- oder Bestrafungseffekt zu vermeiden, kann im Vorfeld gemeinsam mit dem Kind ein besonderer Programmpunkt am Zeugnistag geplant werden. Diese kleine Feier widmet sich dann all dem, was im letzten (Halb-)Jahr gelernt wurde, unabhängig von dem, was das Zeugnis sagt.
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Dem Kind Zeit geben
Die Noten auf dem Zeugnis sind vermutlich keine große Überraschung für das Kind. Es weiß ja, wie es in Arbeiten und Kontrollen abgeschnitten hat. Dennoch kann die Enttäuschung groß sein, die Zensuren schwarz auf weiß im Zeugnis zu sehen.
Deshalb sollten Eltern nicht mit dem ersten Blick aufs Zeugnis nach dem großen ‚Warum‘ fragen. Stattdessen sollten sie dem Kind Zeit geben, sich eigene Gedanken dazu zu machen und auch Gefühle zuzulassen. Dazu gehört bei schlechteren Noten auch Enttäuschung. Nach ein paar Tagen können Eltern mit ihrem Kind gemeinsam überlegen, wie die Lernsituation in Zukunft verbessert werden kann.
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Noten relativ betrachten
Ist das Zeugnis wirklich schlecht oder hat sich das Kind vielleicht sogar verbessert? Die ehemalige Gymnasiallehrerin und sofatutor-Lernexpertin Tanja Szyska erklärt dazu: “Das Bewertungs- bzw. Notensystem ist nur teilweise aussagekräftig.
Wie eine Note eingeschätzt werden kann, hängt vom Leistungsniveau des Kindes ab. Für ein Kind, das eher schlechte Noten in einem Fach erzielt, kann eine drei durchaus gut sein.“ Deshalb sollten Eltern die Lernentwicklung ihres Kindes betrachten und weniger die aktuelle Zeugnisnote.
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Positiv in die Zukunft blicken
Wir Menschen neigen dazu, negativ zu denken. Doch das Zeugnis ist auch ein Abschluss. Und nach einem Ende (des ersten Schulhalbjahres) folgt auch immer ein Neuanfang. Deshalb sollten Eltern positiv in die Zukunft blicken und ihr Kind animieren, dasselbe zu tun. Mit dem neuen Halbjahr warten auch wieder neue Chancen und Möglichkeiten.
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Der wichtigste Tipp für Eltern und Kinder: Lernen darf nicht frusten, sondern sollte in einer Atmosphäre stattfinden, in der sich sowohl Eltern als auch Kinder wohlfühlen. Schaut also gemeinsam, wie ihr die Lernsituation zukünftig verbessern könnt.
Vielleicht braucht ein Kind mehr Unterstützung, ein anderes Kind Hilfe beim Strukturieren des Lernplans und wieder ein anderes einfach mehr Zeit. Sucht gemeinsam nach Möglichkeiten, das Lernen routinierter, effektiver und am Ende auch spaßiger zu gestalten. So steht den guten Noten nichts mehr im Weg.