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Symbiotische Beziehung: Wenn zu viel Liebe toxisch wird

Ein Paar, das gemeinsam auf einem Bett liegt, Pullover an hat und mit zwei Tassen in der Hand sich verliebt in die Augen schauen
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Symbiotische Beziehung: Wenn Liebe zu eng wird

Daran erkennt ihr eine symbiotische Beziehung.

Wenn beide Partner*innen in einer Beziehung kaum noch unabhängig voneinander existieren können, spricht man von einer symbiotischen Beziehung.

Inhaltsverzeichnis

Wenn sich zwei verliebte Menschen dazu entscheiden, gemeinsam durchs Leben zu gehen und einander glücklich zu machen, spricht erst einmal kaum etwas dagegen. Liebe ist schließlich etwas Schönes.

Doch wir alle kennen dieses eine Paar im Freundeskreis, das ohne einander nicht kann – und förmlich zu einem „wir“ verschmilzt. Dabei kommen die eigenen Wünsche und Bedürfnisse häufig zu kurz. Dieses Phänomen hat einen Namen: die symbiotische Beziehung.

Definition: Was ist eine symbiotische Beziehung?

Der Begriff Symbiose stammt aus der Biologie. Oft wird auch der Begriff Mutualismus synonym verwendet. Das Wort Symbiose bezeichnet die Beziehung von zwei beliebigen Lebewesen, von der beide Seiten profitieren.

Es geht also um eine Wechselbeziehung zwischen zwei Lebewesen, die unterschiedlichen Arten angehören, zum Beispiel zwischen Pflanzen und Insekten. Einige Pflanzen brauchen beispielsweise die Insekten wie Bienen, um bestäubt zu werden und sich fortpflanzen zu können. Oder die wechselseitige Beziehung zwischen Blattläusen und Ameisen, die beide voneinander profitieren.

Dieser so weit positive Begriff ist jedoch in Bezug auf menschliche Beziehungen eher negativ gemeint. Es geht um eine extreme Form der Abhängigkeit. Und: Eine symbiotische Beziehung kann sich nicht nur auf Liebesbeziehungen beziehen, sondern auch auf die Relation zwischen Eltern und Kind. Zum Beispiel, wenn die Kinder von ihrer Mutter überbeschützt werden.

Der Unterschied zwischen gesundem Kompromiss und toxischer Abhängigkeit

Bei einer symbiotischen Beziehung zählt für beide Partner nur noch das Leben als Paar. Alles andere steht dahinter zurück, sei es der Job, die Familie, Freunde oder die eigenen Hobbys. Die Partnerin bzw. der Partner sind der alleinige Mittelpunkt allen Denkens und Handelns. Beide fühlen sich ohne einander nicht komplett.

Das klingt so weit erstmal schön und romantisch. Und bis zu einem gewissen Grad mag Nähe in einer Partnerschaft natürlich auch absolut erstrebenswert sein, aber das ist hier nicht gemeint. In einer symbiotischen Beziehung wird die Nähe toxisch. Denn einer oder beide Partner geraten in ein ungesundes Abhängigkeitsverhältnis und unterdrücken eigene Bedürfnisse langfristig.

Oft entsteht eine Unfähigkeit, eigenständig existieren zu können. Ein Leben neben der Partnerschaft gibt es gar nicht mehr. Gibt es dann in der Beziehung Probleme oder Streit, bricht direkt eine ganze Welt in sich zusammen.

Oftmals wagt man sich gar nicht mehr, seinen Gefühlen und Wünschen nachzugehen, z.B. dass man bei einem Konflikt klein beigibt, statt seine Meinung ehrlich zu äußern. Man macht sich abhängig von der Reaktion des anderen und richtet sein Verhalten danach aus. Könnte der andere beleidigt, traurig oder enttäuscht sein? Und schon verzichtet man auf seine Pläne, seine Entscheidung oder seine Meinung zugunsten der des Partners.

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Tendenziell wird es in jeder Beziehung vorkommen, dass man Kompromisse macht. Dass man seine eigenen Bedürfnisse hintenan stellt, damit der andere glücklich ist. Sei es, dass man den Sport oder einer Freundin absagt, weil der Partner oder die Partnerin den Wunsch hat, den Abend miteinander zu verbringen. Und das, obwohl man sehr viel Lust auf den Sport bzw. die Freundin hätte. Man verzichtet, um den anderen glücklich zu machen.

In Maßen ist das natürlich völlig normal in Beziehungen. Aber wenn es extreme Ausmaße annimmt, bis man gar kein eigenständiges Leben mehr hat, belastet das beide Seiten. Bei der symbiotischen Beziehung geht es um ein Extrem, sodass die eigenen Interessen und Fähigkeiten, die eigene Entwicklung und die Unabhängigkeit eines oder beider Partner langfristig auf der Strecke bleiben. In dieser Form kann und sollte dieses Modell der Partnerschaft nicht mehr als Ideal gesehen werden.

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Daran erkennt ihr eine symbiotische Beziehung

Wenn ihr jetzt hellhörig geworden seid und selbst befürchtet, dass ihr in einer symbiotischen Beziehung steckt oder jemand, den ihr kennt, haben wir hier die wichtigsten Anzeichen für symbiotische Beziehungen zusammengestellt. Treffen mehrere Anzeichen auf euch zu, solltet ihr genauer hinsehen und gegebenenfalls etwas ändern.

  • Beide Partner gehen Konflikten aus dem Weg. Sie gleichen ihre Meinung aneinander an. Streit oder Meinungsaustausch findet nicht statt, aus Angst, die Beziehung zueinander negativ zu belasten.
  • Was der Partner oder die Partnerin sagt, ist Gesetz und wird nicht angezweifelt.
  • Die eigene Stimmungslage hängt extrem mit den Reaktionen des anderen zusammen. Man richtet sein Handeln und Fühlen komplett danach aus.
  • Zwei eigentlich eigenständige Personen empfinden sich nicht mehr als „Ich“, sondern denken und fühlen in Wir-Form – und zwar nicht mehr in einer romantischen Art und Weise, sondern in einer besorgniserregenden, extremen Form.
  • Die Zeit verbringen beide nur noch gemeinsam. Alles findet mit dem Partner bzw. der Partnerin gemeinsam statt. Beide haben auch das Gefühl, sie können nicht mehr ohne den anderen sein. Man fühlt sich ohne den anderen nicht mehr lebensfähig.
  • Eine Trennung voneinander oder eine Art Vermissen findet nicht mehr statt.
  • An die Stelle von Aktivitäten und Hobbys, die man ehemals alleine gemacht hat, treten gemeinsame Interessen und Hobbys. Oftmals übernimmt einer den Geschmack und die Vorlieben des anderen und gibt seine eigenen Interessen auf.
  • Treffen mit anderen finden nicht mehr statt. Beide isolieren sich in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zunehmend. Wenn man sich trifft, dann immer nur als Paar.

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Symbiotische Beziehung zwischen Mutter und Kind

Symbiotische Beziehungen gibt es wie gesagt nicht nur in Partnerschaften, sondern auch zwischen Eltern und Kind. Wenn beispielsweise die Mutter den Abnabelungsprozess ihres Kindes unterbindet und es nicht loslässt, kann dies eine symbiotische Beziehung sein.

Für kleine Kinder ist es unerlässlich, sich zu entwickeln und auch den Prozess der Abnabelung von den eigenen Eltern durchmachen zu können. Nur so kann es selbstständig werden. Die überfürsorgliche Liebe der Eltern hindert es jedoch daran, sei es, um dem Kind schmerzhafte Erfahrungen zu ersparen oder es vor jedwedem Unheil zu schützen.

Sobald sich eine schwierige Situation ergibt, springen die Eltern ein. Wohl gemerkt: Es geht in dem Fall nicht um die normale, wunderschöne Verbindung zwischen Eltern und Kindern, sondern um eine so enge Bindung, die das Kind massiv einschränkt.

Es kann jedoch auch sein, dass die ungesunde enge Bindung vom Kind ausgeht und es Probleme damit hat, eigenständig zu werden. Es hängt am Rockzipfel der Mutter und weigert sich, den Entwicklungsschritt zu machen, sei es aus Angst, Unsicherheit oder aufgrund schlechter Erfahrungen.

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Das könnt ihr tun, um euch zu lösen

Meist sind die Beziehungsmuster recht eingefahren und es ist sehr schwer, aus dem Trott herauszukommen als Paar. Denn symbiotische Beziehungen entwickeln sich schleichend und sind schon extrem geworden, wenn man sich dessen bewusst wird. Die eingespielten Muster zu durchbrechen, ist dann für beide Partner sehr schwer.

Nicht selten holen sich beide dann professionelle Hilfe durch einen Therapeuten beispielsweise. Vor allem, wenn die partnerschaftlichen Probleme und Verhaltensmuster daher rühren, dass einer von beiden psychische Probleme hat oder traumatisiert von schlechten Erfahrungen ist, sollte man sich an einen Profi wenden.

Was ihr auch ohne Therapie tun könnt? Hier ein paar wichtige Tipps:

1. Jeder sollte einen Freiraum für sich und seine Belange bekommen und diesen auch für sich nutzen. Also z. B. Freunde, die man auch alleine trifft etc. Nicht immer ist es leicht, die vergraulten Freunde wiederzubekommen und ihr Vertrauen zu gewinnen, dass man etwas ändern will. Aber wenn man offen kommuniziert, werden gute Freunde da sein und helfen.

2. Beide Partner müssen wieder eine eigenständige Person werden und auch ohne das „Wir“ existieren können. Wieder autonom zu werden und auf eigenen Beinen zu stehen, statt sich an den Partner zu klammern, ist nicht etwas, was von heute auf morgen gelingen mag. Meist braucht es seine Zeit.

Aber wenn ihr euch fest vornehmt, dass ihr bestimmte Tage in der Woche nicht gemeinsam verbringt, ist das ein guter Anfang. Und ihr werdet sehen, dass euch das bereichert – auch als Paar. Denn beide haben sich viel mehr zu erzählen und können sich viel mehr inspirieren, wenn sie auch eigene Wege gehen und eigene Interessengebiete haben. Danach ist die gemeinsame Zeit umso schöner und spannender.

3. Nehmt euch auch mal bewusst eine Auszeit nur für euch alleine. Lernt wieder, in euch hineinzuhören und eigene Interessen, Gedanken und Wünsche zu entdecken. Zelebriert also echte Me-Time, nur für euch selbst. Das tut gut. Wer mit sich selbst im Reinen ist, kann auch viel eher auf seine Partnerin oder seinen Partner zugehen, ihm Liebe schenken und für ihn da sein.

4. Lernt offen und ehrlich in Diskussionen mit der Partnerin oder dem Partner zu sein. Geht nicht immer den Weg des geringsten Widerstandes, sondern steht zu dem, was ihr denkt. Euer Gegenüber hat eure Ehrlichkeit verdient. Ihr müsst keine Angst haben, dass eine Diskussion oder auch ein kleiner Streit eure Beziehung direkt kaputt machen. Diese Sicherheit solltet ihr euch gegenseitig schenken. Zumal eine gesunde Streitkultur wichtig für jede Partnerschaft ist.

Tipp: Ihr habt Schwierigkeiten, in der Beziehung vernünftig miteinander zu kommunizieren? Dann legen wir euch das Buch „Kommunikation in Beziehungen – Soforthilfe: 137 praktische Hinweise und Übungen“ von Sigmund Ambrosius zu Herzen (hier bei Amazon bestellen*).

Psychologische Hilfe für Betroffene:

Nicht immer gehen toxische Abhängigkeitsverhältnisse spurlos an einem vorbei. Wenn du oder jemand, den du kennst, alleine nicht mehr weiter weiß, findest du Hilfe und Unterstützung beim Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland.

-> Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ erreichst du unter der Rufnummer 08000 116 016 an 365 Tagen im Jahr, zu jeder Uhrzeit, anonym und kostenlos.
-> Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter 0800 111 0111 oder 0800 111 0222 erreichbar.