Rufen Kinder bei allem immer nur nach Mama, ist das nicht nur anstrengend für sie, sondern auch richtig frustrierend für Papa. Aber wie kann man darauf reagieren und kann man das vielleicht sogar ändern?
Denn eines ist Fakt: Wenn immer nur wir Mamas helfen ‚dürfen‘ und bei allem gerufen werden, dann nagt das an Nerven und Geduld. Auch bei Papa. Denn er fühlt sich zurückgewiesen und überflüssig. Und das wiederum kann sich negativ auf die Partnerschaft auswirken.
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„Mama, ich hab dich viel lieber als Papa.“
Ganz schön schlucken musste ich, als mir meine damals vierjährige Tochter im Flüsterton eröffnete, „Mama, ich hab dich viel lieber als Papa.“ Da hatte sie mich eiskalt erwischt. Ich wollte sofort meinen Mann verteidigen und ihr sagen, dass sie sowas nicht sagen dürfe, weil der Papa sie ja auch lieb hat. Doch was sie damals fühlte, war echt für sie und deshalb hab ich es gelassen.
Ihre Aussage hat mich stattdessen dazu gebracht, darüber nachzudenken, warum sie das gesagt hat.
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Bei uns zu Hause rufen beide Kinder in der Regel erst mal nach Mama. Und das, obwohl mein Mann und ich (mittlerweile) sehr oft beide zu Hause sind. Und auch, wenn mein Mann und ich im selben Raum mit den Kindern sind.
Vermutlich hat das damit zu tun, dass ich, die Mama, früher (vor Corona) sehr viel öfter da war. Gemeinsam spielen, bauen, Geschichten lesen und puzzeln, das hab sehr oft ich übernommen. Erst zum späten Nachmittag, frühen Abend war Papa wieder da.
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Die Macht der Gewohnheit
Wann immer also in ihrer freien Spielzeit eine helfende erwachsene Hand gebraucht wurde, war das sehr oft meine verlässliche Hand. Und aus purer Gewohnheit wurde und wird die auch dann gerufen, wenn Papa da ist. Dahinter steckt keine Boshaftigkeit, sondern simple Gewohnheit. Und daraus resultierte vermutlich auch die Aussage meiner Tochter.
Ihr Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Zuneigung habe in der Regel ich erfüllt. Ich war und bin es heute noch, ihre gewohnte Anlaufstelle bei Sorgen und Tränen, aber auch bei schönen Momenten und witzigen Geschichten. Denn oft waren Tränen getrocknet, Spiele beendet und Geschichten schon erzählt, bevor Papa zu Hause war.
Hinzu kommt, dass meine Tochter sich als Mädchen versteht. Für sie steht fest, dass sie und ich mehr gemeinsam haben als Papa und sie. Ganz nach dem Motto ‚Wir Frauen müssen zusammen halten‘ bin deshalb auch ich oft ihre erste Wahl, wenn sie Hilfe braucht oder etwas Wichtiges erzählen will.
Was kann man tun, um Papa mehr teilhaben zu lassen?
Wenn Papa das Gefühl hat, ausgeschlossen zu sein oder auch wenn Mama das Gefühl hat, alles alleine machen zu müssen, kann es nur helfen, offen, ehrlich und ohne Vorwürfe darüber zu reden. Wo sehen beide die Ursachen für das Verhalten des Kindes? Macht das Kind vielleicht gerade eine Entwicklungsphase durch?
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Wichtig ist, dass man nicht einfach dem anderen die Schuld für die aktuelle Situation gibt. Weder ist Papa selbst Schuld daran, weil er öfter nicht zu Hause ist oder war, noch ist Mama Schuld daran, weil sie alles an sich reißt. Die Ursachen liegen vermutlich in der Mitte.
Sowohl den Eltern, als auch dem Kind hilft es, wenn man Rituale entwickelt. Wenn Papa den ganzen Tag unterwegs war und am Abend nach Hause kommt, sollte er sich erstmal Zeit für das oder die Kinder nehmen. Das heißt: Handy aus, hinsetzen, zuhören. Kinder brauchen Aufmerksamkeit und das Gefühl, dass ihnen nicht weniger als 100 Prozent davon zuteilwird.
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Alte Rollenmuster aufbrechen
Für unser Beispiel bedeutet das, dass Papa sich auch mal überwinden muss, mit der Tochter Mutter-Vater-Kind und mit den Pferdefiguren und dem Ponyhof zu spielen. Auch wenn der Tag lang und anstrengend war.
Die gemeinsame Zeit, die man mit den Kindern hat, seien es auch nur eine Stunde am Morgen und eine Stunde am Abend, sollte man nutzen. Uneingeschränkt. Und man sollte seinem Partner dabei Vertrauen schenken. Vertrauen, dass er es, vielleicht anders, aber genauso gut macht wie man selbst. Wenn also die Tochter wieder nach Mama ruft, wenn es beispielsweise Zeit ist fürs Bett, dann muss sich Mama auch mal zurückziehen, wenn Papa das gerne machen möchte.
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Denn wie wir bereits gelernt haben, sind Kinder Gewohnheitstiere. Wenn Papa die Tochter für eine Zeit lang immer ins Bett bringt, inklusive Geschichte und kurzer Streicheleinheit, dann wird sie das auch zu schätzen wissen. Vielleicht nicht gleich, aber nach ein paar Tagen. Und wenn Papa irgendwann bessere Gute-Nacht-Geschichten erzählt und viel besser Mutter-Vater-Kind spielen kann, dann hat Mama Pause.