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TBU: Das kann die Brustuntersuchung durch blinde oder sehbehinderte Menschen

Frau tastet ihre Brust ab vor einem rosa Hintergrund
© Getty Images

Vorab im Video: Brustkrebs - 7 mögliche Symptome des Mammakarzinoms

Wir tasten unsere Brust selbst ab, gehen regelmäßig zu unserer Gynäkologin und vielleicht sogar zur Mammographie. Es gibt aber noch ein weiteres erfolgversprechendes Verfahren, das die wenigsten kennen, aber sogar von sehr vielen Krankenkassen übernommen wird. Das ist TBU.

Inhaltsverzeichnis

Jährlich erkranken in Deutschland ca. 70.000 Frauen an Brustkrebs, rund 18.000 sterben daran. Eine von acht Frauen erhält in ihrem Leben die Schock-Diagnose Brustkrebs.

Früherkennung ist gerade beim Thema Brustkrebs extrem wichtig, denn wenn bösartige Veränderungen in der Brust rechtzeitig erkannt werden, können sie idealerweise durch eine angepasste Therapie an der Ausbreitung gehindert werden. Denn lebensgefährlich ist vor allem die Streuung in den Körper. Darum ist die Vorsorge so wichtig.

Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten der Brustkrebs-Vorsorge. Eine davon ist den meisten Frauen nicht bekannt, das ist die TBU.

Mammographie-Screening nur alle 2 Jahre

Die klassische Vorsorge: Es gibt das regelmäßige Abtasten durch die Frauenärzt*in und ein Mammographie-Screening, das Frauen als gesetzliche Vorsorgeleistung zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr aber nur alle zwei Jahre angeboten wird. Zudem gibt es auch die Möglichkeit des Brustultraschalls, wenn es Auffälligkeiten gibt.

Eine weitere, zusätzliche Früherkennungsuntersuchung ist, obwohl sie schon seit über 10 Jahren existiert, noch nicht so bekannt. Dabei kommt sie ohne Strahlung aus und ist für die meisten Frauen auch angenehmer als das „Flachdrücken der Brust“ durch eine Maschine.

Die Tastuntersuchung ist ja ohnehin schon Kernbestandteil der Brustkrebs-Vorsorge für alle Frauen. Discovering Hands hat diese besondere Früherkennungsart in Form der Taktilographie mit seinen sehbehinderten Medizinisch Taktilen Untersucherinnen (MTU) verbessert und bietet es allen interessierten Frauen an.

Lesetipp: Love Your Boobs! 7 Risikofaktoren für Brustkrebs auf die Frauen achten sollten

Warum machen sehbehinderte oder blinde Frauen diese Untersuchung?

Blinde und sehbehinderte Menschen verfügen über eine besondere Gabe: einen besonders starken Tastsinn. Dieser ermöglicht es ihnen, bereits kleinste Veränderungen im Brustgewebe aufzuspüren.

Discovering hands bildet blinde und sehbehinderte Frauen in einem neunmonatigen Training zu professionellen Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen aus. Mit dieser Qualifikation können sie ihre Fähigkeiten dazu nutzen, um bereits sehr kleine Veränderungen im Brustgewebe frühzeitig zu entdecken.

Lesetipp: Schmerzen in der Brust? Diese möglichen Ursachen solltest du kennen

Wie läuft eine TBU ab?

Zunächst wird die Vorgeschichte der Patientin erfragt. Die Taktile Brustuntersuchung, erst sitzend, dann liegend, dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Die MTU orientiert sich mithilfe von patentierten Spezialklebestreifen an der Brust, während diese nach einem standardisierten Verfahren in allen Gewebetiefen systematisch abgetastet wird.

Die MTU tastet zunächst die Lymphregionen und dann beide Brüste zentimeterweise in drei Tiefenschichten ab.

Besonders hilfreich: Die MTUs beantworten alle Fragen rund um die Brustgesundheit und geben Hilfestellung beim selbstständigen Abtasten.

Auch lesen: Früherkennung beginnt zu Hause: So tastest du deine Brust selbst ab

TBU: Das habe ich bei der Untersuchung erlebt

Als Autorin dieser Zeilen habe ich kürzlich die TBU durchführen lassen und muss sagen, dass es eine ganz besondere Erfahrung war. Bereits die Terminfindung war sehr einfach über den unten beschriebenen Weg.

Die MTU erklärte mir das Prozedere vorher ausführlich und informierte mich während der Untersuchung über alle Schritte. Nach der Untersuchung zeigte sie mir, wie ich mich selbst am besten abtaste und das war in der Tat ganz anders, als ich es damals gelernt hatte und als es die Gynäkologin tut.

Auch wenn die Untersuchung in einigen Bereichen nicht ganz schmerzfrei war, weil die MTU tatsächlich in tiefere Schichten des Brustgewebes vordrang, ist sie absolut zu empfehlen.

Interessant: Sie ertastete an der Beschaffenheit meiner Brust, dass ich Rechtshänderin bin und dass ich ausschließlich am Computer arbeite. Sie konnte mir Ängste nehmen und erklärte, was wie zu fühlen sei. Eine Erfahrung, die ich in einem Jahr, denn in diesem Abstand übernehmen die teilnehmenden Krankenkassen die Kosten, auf jeden Fall wieder in Anspruch nehmen werde.

Wichtig zu wissen:

  • Die Taktile Brustuntersuchung findet unter ärztlicher Verantwortung statt und das Ergebnis kann mit dem Arzt oder der Ärztin direkt im Anschluss besprochen werden.
  • Außerdem ist eine TBU nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung im Wechsel mit einer Mammografie zu sehen.

Wie komme ich an einen Termin?

Termine für eine Taktile Brustuntersuchung können Frauen in den TBU-teilnehmenden Arztpraxen vereinbaren. Eine entsprechende Praxis in ruter Nähe findet ihr auf der Website discovering-hands.de

Mehr Informationen zum Thema Brustkrebs findet ihr auch bei unseren Kolleg*innen von Onmeda.de!

Übernimmt meine Krankenkasse die Kosten?

Die Kosten der TBU werden derzeit von 32 gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland sowie allen Privatversicherungen übernommen. Neben der AOK Bayern übernehmen auch die Mobil Krankenkasse sowie zahlreiche Betriebskrankenkassen die Kosten.

Solltet ihr bei einer Krankenkasse versichert sein, die noch nicht an diesem Programm teilnimmt, besteht die Möglichkeit, die TBU als sogenannte Selbstzahlerleistung abrechnen zu lassen. Die Zahlung erfolgt vor Ort per EC- oder Kreditkartenzahlung. Zudem besteht die Möglichkeit, im Nachgang bei der Krankenkasse eine Kostenerstattung anzufragen.

Weitere Informationen:

Dieser Artikel erschien zuerst hier auf bildderfrau.de – Autorin ist Stephanie Brümmer. -> Mehr spannende Themen rund um Frauengesundheit findet ihr auch hier auf bildderfrau.de.